Die große Saisonvorschau
Update: Die im vorletzten Punkt aufgezeigte eigens erstellte Statistik beruht nicht auf genauen wissenschaftlichen Standards, das wurde nun hoffentlich durch eine Textänderung nochmal deutlich!
Leider etwas später als geplant, aber ihr kennt ja das Gefühl, wie es ist, wenn man in Arbeit erstickt. Das Leben besteht halt nicht nur aus schönen Dingen wie zum Beispiel unseren geliebten Eishockeysport. Nun gibt mir aber das Ende einer knapp einwöchigen Krankheit, die Gelegenheit heute endlich die finale Saisonvorschau für unseren Blog fertigzustellen.
Nachdem ich zusammen mit Dustin Anfang August unserer nahezu unverändertes Torhütertrio den ersten Artikel unserer Kaderanalyse gewidmet habe, folgte unser „Holzi“ mit einem genaueren Blick auf die doch etwas neue zusammengestellte Verteidigung und zu guter Letzt war es Jakob mit einer detailgetreuen Analyse unseres Sturms. Dieser nun folgende Artikel soll das ganze ein wenig abrunden und in ein großes Gesamtbild einfließen lassen, auch soll das Augenmerk noch mehr auf unserer Trainergespann gelegt werden.
Der jetzt doch etwas spätere Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes gibt uns natürlich auch die Gelegenheit, die vier bisherigen CHL-Spiele in die Analyse mit einfließen zu lassen. Chronologisch möchte ich aber zunächst noch einmal einen kurzen finalen Blick auf unseren Kader werfen, ehe wir uns dann über die Testphase und die CHL Auftritte näher an die für uns am Freitag startenden DEL-Saison heranwagen werden. Saisonprognosen sind generell ein schweres paar Schuhe und treffen nur selten zu. Deshalb ist es mir wichtiger vom Potential im Kader Möglichkeiten aufzuzeigen, wie es sich entwickeln könnte.
Die vorletzte Saison war das eindrücklichste Beispiel dafür, dass Überraschungen – seien sie positiv oder negativ – von keiner noch so guten Saisonanalyse eingeplant werden können. Und das ist eigentlich auch das schöne an unseren Eishockeysport, dass solche Überraschungen dann doch wahrscheinlicher auftreten als zum Beispiel im Fußball. Auch wenn natürlich die Eisbären in diesem Jahrhundert schon das Maß aller Dinge darstellen, war es dennoch nicht so langweilig wie in der Fußball Bundesliga. Aber nun genug von dieser Randsportart! 😅
Der finale Blick auf den Kader
Einen finalen Blick auf den Kader finde ich nicht nur wichtig für einen zusammenfassenden Gesamtüberblick, sondern es hat sich bedingt durch das frühe Schreiben der Analysen doch noch „einiges“ am Kader getan. Zudem haben sich mit Marco Nowak (unbekannt), Rio Kaiser (ca. sechs Wochen) und Korbinian Geibel (ca. vier Wochen) gleich drei Verteidiger verletzt. U.a. darunter auch zwei U-23 Spieler, was wiederum interessant sein wird für das finale Line-Up in den ersten DEL-Spielen!
Mit Markus Niemeläinen ist es Stephané Richer gelungen einen jungen aber dennoch spielerisch sehr erfahrenen Verteidiger nach Berlin zu lotsen. Jetzt kann man viel spekulieren, ob diese Verpflichtung nur wegen den drei derzeitigen Ausfällen getätigt wurde. Andererseits ist man im Tor und im Sturm gut aufgestellt, sodass man in der heißen Saisonphase hoffentlich nicht unbedingt auf zwei Nachverpflichtungen angewiesen sein wird. Letzte Saison behielt man sich bekanntlich auch noch eine Stelle für die Torhüterposition übrig, wobei dieser Bedarf schnell vom Torhüterduo nichtig gemacht wurde.
Markus Niemeläinen ist in seiner Vita zwar nie durch seine Offensivpower aufgefallen, wurde aber vielleicht auch nie so eingesetzt. Allein seine doch hohe Anzahl an NHL-Einsätzen zeigt, dass in ihm durchaus viel Potential stecken muss. Im ersten Spiel gestern gegen Prag hat er dieses Potential schon beeindruckend andeuten können. Aber ein Spiel macht noch keinen Meister. Dennoch sind wir nun in allen Mannschaftsteilen sowohl qualitativ und quantitativ sehr gut aufgestellt. Bleibt nur die Frage in welchem System ein Importspieler rausortiert werden wird, da wir derzeit 10 ausländische Spieler im Kader haben. Leider lehrt uns die Geschichte, dass meistens eh ein Importspieler verletzt ist – meistens leider Ronning oder Byron – sodass sich diese Frage kaum stellen wird. Aber man könnte sich auch sehr gut vorstellen, dass wenn Stettmer im Tor steht, Hildebrand auf der Tribüne Platz nimmt und Linus Vieillard die Backup Position einnimmt. Es gibt hier also sehr viele Optionen, die auch ein wenig den teaminternen Kampf um die Stammplätze etwas anstacheln könnte.
Im Raum stehen auch weiterhin zwei deutsche Einbürgerungen. Bei Jake Hildebrand hört man dies bekanntlich schon länger aus der Gerüchteküche, bei Neuzugang Mitch Reinke las man das zunächst in den gewohnten Boulevardzeitschriften nach. Aber ob dies zeitnah relevant werden wird sei mal dahingestellt. Zudem wäre es eh nur von Nützen, wenn es jetzt in dieser Woche geschieht, weil soweit mir bekannt ist, löscht eine Einbürgerung in der Saison nicht die bereits getätigte Lizenzierung aus. Deutlicher formuliert die Lizenz wäre dann verbraucht, der Spieler könnte dann aber als Deutscher spielen, oder was meint ihr?
Harmonischer Kader?
Letztendlich auch egal, selbst ohne die deutschen Pässe haben wir einen sehr harmonisch zusammengestellten Kader, an dem sich im Vergleich zur den letzten Saisonübergängen verhältnismäßig wenig verändert hat. Die Neuzugänge haben sich, so ist zumindest mein Eindruck, schon sehr gut ins Team integriert. Sie harmonieren mit ihren Reihenpartnern phasenweise so, als hätten sie schon etliche Jahre zusammengespielt. Beispielhaft seien hier die Konstellationen Tiffels- Fontaine oder Kirk-Byron-Ronning genannt. Das waren auch die Reihenzusammensetzungen in den ersten Testspielen. Aubin hatte betont nicht mehr viel an den Trainingsreihen ändern zu wollen, was bis zu den Ausfällen – nun auch von Ronning – sehr gut gelungen ist.
Aber die auch die CHL Auftritte haben gezeigt, dass man spontan auf Ausfälle reagieren kann und dass Reihenumstellungen dem Spielfluss nur bedingt etwas anhaben können. Das war bekanntlich auch schon in den letzten Jahren die Stärke der Eisbären. Von einer klassischen Arbeitsverteilung in den Reihen kann man kaum sprechen, auch wenn natürlich immer wieder dieselben Spieler sich als Topscorer herauskristallisieren.
Insgesamt waren alle vier Auftritte in der CHL mannschaftlich sehr geschlossen und von einer hohen Intensität geprägt. Spielerische Ansätze sind bereits sehr ausgereift. Man kann bislang sehr zufrieden sein. Vor allem wenn man bedenkt, wie die letzten Gastspiele in dieser Spielklasse ausgefallen sind. Natürlich kann man sich immer Fragen, welchen Nutzen diese „Königsklasse“ im Eishockeysport hat. Sie wird oft zurecht von den Funktionären der teilnehmenden Mannschaften kritisiert. Näher wollen wir aber in dieser Analyse darauf nicht eingehen. Das wäre u.a. ein Thema für eine unserer Podcastfolgen in diesem Jahr!
Fehlt Streu?
Ein spannender Punkt ist Besetzung der Assistantcoach Position mit Rob Collins. Rob kennt die Liga quasi in und auswendig, das spricht für ihn. Er konnte bisher gute Erfolge im Nachwuchseishockey nachweisen und nun folgt der erste große Schritt ins Profigeschäft. Die Philosophie sei seiner sehr ähnlich, so betonte es Aubin bei der Verkündung von Collin seiner Verpflichtung.
Man kann sehr gut beobachten, wie Collins sich noch im Beobachtungsmodus befindet. Oft sucht er fragend den Blick von Aubin und wartet auf die Anweisungen unseres Headcoaches. Das ist ein völlig normaler Prozess. Angeblich soll Collins für die Spezialteams zuständig sein, die sich ja leider meistens in der regulären Saison nicht mit Ruhm bekleckern, aber dafür oft in den Playoffs förmlich explodieren. Natürlich sind die bisherigen Statistiken in diesem Bereich nicht berauschend. Das sollte man zu einen so frühen Zeitpunkt nicht überbewerten! Neue Ideen brauchen Zeit sich zu entwickeln und solange das dominante Spiel bei 5 gegen 5 auf dem Eis funktioniert, hat man auch diese notwendige Zeit.
Noch ein kurzes Wort zu André Rankel. Über seinen taktischen Einfluss auf das Spiel kann ich beim besten Willen nicht viel sagen, was man aber durchaus beobachten kann, sind seine zahlreichen aufmunternden und lobenden Gespräche mit den Spielern. Das erinnert ein wenig an den guten alten Hartmut Nickel. Ehrlich gesagt habe ich André so ein emphatische Seite gar nicht zugetraut, wirkte er doch immer etwas störrisch, auch wenn es in den Kontakt mit uns Fans ging. So sehr kann man sich also in einen Menschen täuschen. Gefällt mir sehr gut. Final kann man sagen, dass das Trainergespann bis jetzt sehr gut harmoniert. Hoffen wir, dass Collins ganz oft in den „Genuss“ kommt unsere Torhymne zu hören und sich nun endlich auch darüber freuen kann. 😁
Also Meistertitel Numero 11?
Kommen wir zum schwierigsten Teil, den Ausblick auf die DEL-Saison. Für die Eisbären ist es zudem eine Jubiläumssaison. 70 Jahre alt ist man vor wenigen Tagen geworden. Allein das wird für viel Spektakel sorgen. Ein 11. Meistertitel wäre da natürlich ein besonderes Sahnehäubchen auf die Geburtstagstorte! Aber im Prinzip sieht es quasi äquivalent zur letzten Saison aus, alle anderen Teams haben sich auf dem Papier sehr gut verstärkt. Ich habe dazu schon vor vielen Wochen auf „X“ eine „große“ Analyse gemacht und die einzelnen Mannschaften nach bestimmten Kriterien analysiert. Natürlich auf einem amateurhaften Niveau, für genaue mathematische Analysen fehlt mir das Know How und auch die Zeit. Es ist und bleibt letztendlich ein Hobby! Und deshalb sollte die Statistik bitte auch mit einem schmunzelnden Auge betrachtet werden!
Da auch die noch getätigten letzten Neugänge die Werte nur geringfügig verschieben, teile ich hier gerne die „wichtigsten Ergebnisse“ in der folgenden Bildergalerie.
Ein für mich sehr entscheidender Punkt ist die Harmonie im Kader. Dazu gehört für mich ein gutes Umfeld, ein funktionierendes Trainergespann, wenig Alphatiere und auch die Eingespieltheit im Team. Deswegen sind einige Mannschaften vielleicht weiter oben gelistet als andere, die vermeintlich bessere Transfers getätigt haben. Aber gerade Mannheim und auch Köln sind gute Beispiele, dass gute Spieler alleine noch keine Titel gewinnen.
Deswegen halte ich die Straubing Tigers aber auch die Fischtown Pinguins weiterhin für die größten Kontrahenten auf den Titel. Auch Wolfsburg, die in den letzten Jahren wirklich eine Wundertüte waren, können durchaus aufgrund ihrer Konstanz im Kader weit oben landen. In Köln muss man erstmal beobachten, ob mit dem neuen erfahrenen Trainer wirklich alles besser wird. Konstanz ist hier ein wichtiges Thema. Über Mannheim brauchen wir erst gar nicht sprechen. Ich möchte aber noch einmal meine Wort vom Anfang des Artikels wiederholen. Ein genauer und richtiger Ausblick ist nicht möglich und auch völlig utopisch, da hilft auch unsere sonst so gute Glaskugel 🔮 nichts! Wir können uns einfach nur überraschen lassen!
Dennoch halten wir im gesamten Puckgeflüster-Team die 11. Meisterschaft für mehr als möglich. Zudem haben die Eisbären immer mindestens im Doppelpack Titel gewonnen ! 😉
Abschließender Blick auf die U-23 Spieler
Am Anfang schon kurz erwähnt, wird die Besetzung der U-23 Positionen durch die Ausfälle von Geibel und Kaiser sehr spannend. Mit Bartuli, Hördler und dem jungen Schäfer – kürzlich einen 3 Jahresvertrag unterschrieben! – hat man nur die drei Kandidaten zur Auswahl. Da man sowieso mit 3 Importverteidigern und sicherlich auch mit Jake im Tor starten wird, muss ein Importstürmer auf die Tribüne. Sehr wahrscheinlich wird dies Ronning sein, da er sowieso leicht angeschlagen ist. Somit würde sich am Line-Up von gestrigen Spiel gegen Prag nichts ändern!
Außer Bartuli würde als zusätzlicher Spieler und somit als dritter U-23 Spieler aufgestellt werden. Natürlich könnte es auch einer der beiden anderen sein. Aber momentan sehe ich Hördler und Schäfer als gesetzt im Sturm an. Sollten Geibel und Kaiser zurückkommen, kann sich das natürlich alles wieder ändern. Auch hier die Frage an euch, welche drei jungen Spieler ihr aufstellen würdet?
Abschließend bleibt mir nur im Namen des Ganzen Teams euch viel Freude für die anstehende Saison zu wünschen. Wir werden euch natürlich wieder mit etlichen Spielberichten, Analysen, Grafiken und Podcasts über die Saison begleiten. Wir freuen uns sehr darauf! Habt bis Freitag eine angenehme Woche!
#fürTobi
Titelbild, Bild von Collins: City-Press GmbH