AnalysenVorberichte

Saisonausblick 23/24

147 Tage, 21 Wochen nach dem letzten Saisonspiel zu Hause gegen Schwenningen und 8 Tage vor dem offiziellen Traningsstart, wollen wir nun den Blick auf die neue Saison 2023/24 richten. Im ersten Teil dieser Vorschau / Prognose, wie auch immer man es nennen möchte, haben wir drei einen gemeinschaftlichen rückblickenden Text auf die letzte Saison und den Transfersommer geschrieben, um dann am Ende jeweils unseren persönlichen Ausblick auf die kommende Spielzeit darzulegen. 

Gerne seid ihr im Anschluss – wie immer – herzlich eingeladen unter den jeweiligen Beiträgen eure Meinung zum Text niederzutippen oder wenn’s euch gefallen hat, gerne den Like-Button zu drücken.  🙂

Rückblick letzte Saison und Transfersommer

Die vergangene Saison war für Eisbären-Fans sehr hart. Die Erwartungshaltung vor der Saison war klar: Mitspielen um den Titel. Leider kam es anders als wir es alle erhofften. Aufgrund vieler Verletzungen hieß es anfangs noch „Jugend forscht“. Dies bedeutete auch, dass man zu Beginn nicht viele Punkte einfahren konnte. Nach der Deutschland-Cup-Pause erwartete man sich dann endlich einen Schritt in die richtige Richtung. 

Dieser passierte aber nicht – im Gegenteil! Die Situation wurde immer schlechter. Lange musste sich die Mannschaft sogar gegen einen möglichen Abstieg wehren. Den Ausgang der Saison kennen wir alle. Wir sind nicht abgestiegen, haben aber das erste Mal seit über 20 Jahren die Playoffs verpasst. 

In vielen Vereinen hätte das bedeutet, sich auf den wichtigen Positionen im Verein (Sportlicher Leiter und Trainerteam) neu aufzustellen. Nicht doch bei den Eisbären. Stéphane Richer, Serge Aubin und seinem kompletten Trainerteam wurde weiterhin das Vertrauen ausgesprochen. Aus unserer Sicht völlig zurecht. Beide haben schon des Öfteren bewiesen, dass sie eine super Mannschaft zusammenstellen können.

Im Sommer 2019. (Foto von Moritz Eden/City-Press GmbH)

Das hat man auch wieder in diesem Transfersommer erkennen können. Man hat aus den vermeintlichen Fehlern letztes Jahr Schlüsse gezogen und auf viele Dinge reagiert. Vermehrt hat man von Unruhen im Team gehört, was bei den Leistungen und den Tabellenstand durchaus legitim und nicht verwunderlich ist. An der Stelle muss man aber betonen, dass diese Informationen zwar aus seriösen Quellen stammen, aber natürlich nicht eindeutig belegbar sind. Das ist sowieso immer das Leid eines Fans, dass er viele Dinge nur erahnen kann.

Mit logischem Menschenverstand kommt man aber auch im Zusammenhang mit den vielen Vertragsauflösungen, auch von Leistungsträgern, zu dem Schluss, dass es letzte Saison in vielerlei Hinsicht eine schwere Saison gewesen sein muss. Nicht umsonst löst man Verträge von White, Clark, Grenier auf und verlängert einen Spieler wie Giovanni Fiore nicht. Rein punkttechnisch verlassen damit mit die besten Stürmer die Organisation. Da muss einfach mehr dahinterstecken! Solche Entscheidungen triffst du nicht mal so nebenbei.

Zudem hat man sich von Spielern wie Regin, Mauer, Hördler, Markkanen, Baßler, Nijenhuis und Zerter-Gossage getrennt, die einfach nicht (mehr) das Niveau haben, um einen Titel zu spielen.

Auffällig ist auch, wie aktiv die Eisbären auf dem deutschen Spielermarkt zugeschlagen haben. Mit Tobi Eder, Freddie Tiffels und Lean Bergmann kommen drei unterschiedlich talentierte Spieler nach Berlin, die den deutschen Pool an Stürmern mehr als nur quantitativ erweitern..

Noebels, Pföderl, Eder, Tiffels, Bergmann, Wiederer gepaart mit Talenten wie Bartuli, Hördler, Heim bilden auf dem Papier mit dem stärksten deutschsprachigen Angriff in der Penny-DEL neben Mannheim und München. 

Auch auf den Importstellen hat man sich im Sturm clever verstärkt. Durch den nicht zustande kommenden Transfer von Olsen, wurde zum einen Yannick Veilleux verlängert, was nicht nur körperlich eine wichtige und richtige Entscheidung ist. 

Zudem hat man sich mit Ty Ronning und Blaine Byron im läuferischen und spielerischen Bereich enorm verstärkt. Beide kennen die Liga, Blaine sogar das Umfeld. Was beides für ein schnelles Einleben in den Kader spricht.

Mit Patrice Cormier hat man einen sehr starken Transfer in vielerlei Hinsicht getätigt. Natürlich haben wir ihn alle noch nicht spielen sehen, aber die Fachwelt spricht von vielen Stärken, wie Führungsstärke, Bullyqualitäten und körperlicher Präsenz. Vor allem im Hinblick für unsere jungen Stürmertalente eine Art Lapierre 2.0, wobei Cormier noch in einem Alter ist, wo er auch noch eine tragende offensive Rolle übernehmen kann.

Somit haben wir uns insgesamt im Sturm deutlich stärker aufgestellt. Der Mammutteil trägt dabei der deutschsprachige Sektor, aber auch im Importbereich sind wir – bei vollen leistungstechnischen Einschlagen der Spieler – auf einem ähnlichen Niveau, wie letztes Jahr. Und dort scheiterte es definitiv nicht an den spielerischen Fähigkeiten im Team.

Mit einer kleinen Ausnahme vielleicht, wenn man sich die Defensive genauer anschaut. Dort konnte man den Abgang von Kai Wissmann nie adäquat ersetzen. Neuzugänge wie Melchiori und Nowak hatten entweder zu viel Verantwortung oder benötigten eine lange Anlaufzeit, um in Berlin anzukommen. 

Zu all den anfänglichen spielerischen Schwierigkeiten gesellte sich dann auch noch das Verletzungspech. Auch der massive Leistungsabfall von Frank Hördler tat sein Übriges und somit konnte die Defensive nicht die tragende Rolle einnehmen, wie noch in den zwei Meisterjahren zuvor. Und dabei hat die Verteidigung im Spielsystem von Serge Aubin eine noch viel bedeutendere Rolle als es bei anderen Trainern der Fall ist.

Deswegen lag in diesem Transferfenster auch ein besonderer Fokus auf die Defensivabteilung. Wobei so viel nicht getan werden musste. Kai Wissmann`s Rückkehr an die Spree könnte der entscheidende Baustein für den Erfolg kommende Saison darstellen. Über seine Qualitäten und seine Rolle im aubinschen System brauchen wir hier nicht weiter diskutieren!

Mit Ben Finkelstein hat man sich die Dienste eines sehr offensivstarken Verteidigers gesichert. Bei ihm muss man nur schauen, ob er diese Qualitäten auch in der qualitativ stärkeren DEL aufs Eis bringen kann. Aber genau so einen Offensivverteidiger hatten wir lange nicht mehr in unseren Reihen.

Im Talentebereich sind wir defensiv sowieso herausragend aufgestellt. Panocha, Geibel, Kaiser, Bettahar sind allesamt vielversprechende Talente, natürlich mit qualitativen Unterschieden. Bei Panocha muss man sehen, wo es ihn hin verschlägt, sonst werden hoffentlich alle Talente ihre Einsatzzeiten erhalten, egal ob bei uns oder in Weißwasser.

Die Defensive ist sogar derart gut aufgestellt, dass Spieler wie Nowak, Mik und Ellis um ihre Stammplätze bangen müssen. Das liegt nicht nur an der Fülle der Spieler, sondern auch an der U-23 Regel, nach der 3 Spieler unter 23 Jahren im Feldspieler-Lineup aufgestellt werden müssen.

Die mangelhaften Defensivleistungen waren auch der Hauptgrund für die vielen Gegentore. Das lag nicht im Geringsten an unseren beiden Torwarttalenten, die sogar noch schlimmere Ergebnisse verhindern konnten. Deshalb sind wir auch recht zuversichtlich, dass mit diesem Kader die Defensivarbeit derart verbessert wird und somit Hildebrand, Quapp und Stettmer ihren qualitativen Stempel der Mannschaft aufdrücken können.

Nach dieser etwas längeren erklärenden Einleitung folgen nun die Ausblicke von uns Dreien:

Ausblick Alex

Eine grausame und leidvolle Saison liegt hinter uns. Es war emotional und spielerisch die schwierigste Saison, die ich in meinen 13 Jahren als aktiver Eisbären Fan erleben musste. Sicherlich werden jetzt viele alteingesessene Fans mir zurecht entgegenbringen: „dann hättest du mal die Jahrzehnte davor erleben sollen.“ Habe ich aber nicht, also ist dieser Part zumindest emotional betrachtet für mich eher irrelevant.

Für die große Einordnung – wie groß das Gejammer oder auf besser auf welchem Niveau jetzt gejammert wurde – ist diese von mir nicht aktiv erlebte Zeit natürlich mehr als relevant. Aber aus Sicht des Leistungs- und auch des finanziellen Niveaus, auf welchen sich die Eisbären seit spätestens 2005 befinden, war die letzte Saison wirklich ein Tiefpunkt. Und dabei hatten wir auch schwierige Jahre nach der Meisterschaft 2013 mitzuerleben.

Insgesamt sehe ich den Kader dieses als sehr stark an. Und das Wichtigste ist, dass er, wie in allen Analysen und weiter oben im Text zu lesen, clever verstärkt wurde. Es bleiben mir nur noch drei Fragezeichen:

  1. Wie sehr kann Aubin die letzte Saison vergessen (machen)?
  2. Wie lassen sich die Qualitäten von Bergmann und Tiffels wieder aufs Eis bringen?
  3. Wie schnell findet sich das Team?

Wenn alle drei Fragen sehr schnell positiv beantwortet werden können, sehe ich einer erfolgreichen Saison keine Steine in den Weg gelegt!

Ausblick Holzi

Ich persönlich habe für das kommende Jahr nicht die Erwartungshaltung, unbedingt Meister werden zu müssen. Der Kader ist anders als in den letzten Jahren und muss sich auch erstmal finden. Es spielen wohl auch nicht von Spiel 1 an, die perfekten Reihen zusammen. Wer gut miteinander harmoniert, wird man auch erst herausfinden müssen. Besonders gespannt bin ich auf Frederik Tiffels und Lean Bergmann. Wen eine genauere Einschätzung interessiert, sollte die Analyse zu den Stürmern abchecken.

Ich erwarte erfrischendes, offensives Eishockey, ähnlich wie in den Meisterjahren 2020/21 und 2021/22 sowie im Jahr 2019/20. Ich möchte wieder zum Eishockey gehen, um geiles Aubin-Hockey zu sehen. 

Extrem freue ich mich auch auf Ben Finkelstein. Einen Verteidiger wie ihn hatten wir seit Jahren nicht mehr. Auch hier der Verweis auf die Analyse der Verteidiger.

Trotz allem zählen ja bekanntlich nur Ergebnisse. Einen Platz unter den Top 4 erwarte ich auf jeden Fall. In der Hauptrunde muss bewiesen werden, dass man in den entscheidenden Spielen mit Mannheim, München, Ingolstadt, Köln sowie Wolfsburg mithalten kann. In den Playoffs erwarte ich den Einzug ins Halbfinale. Natürlich kann sich das über das Jahr noch ändern. Aktuell sehe ich das Ziel Halbfinale aber als sehr realistisch an.

Ausblick von Jakob

Normalerweise bin ich kein Freund von zu hoch gegriffenen Zielen, aber ich gehe fest davon aus, dass wir wieder um den Titel spielen werden. Klar hat man letztes Jahr gesehen: Man kann nach einem Höhenflug auch schnell wieder tief fallen. Ich würde dennoch die letzte Saison nicht allzu überbewerten.

Durch Aubin sind wir in den letzten Jahren wieder zu einer der stärksten Teams in der ganzen Liga geworden. Die vergangenen Saisons (außer die letzte) haben gezeigt, dass wir uns vor niemanden mehr verstecken müssen.

Auch Stephane Richer hat überragende Arbeit in diesem Sommer geleistet.

Er hat die Fehler der letzten Saison analysiert und gezielt für Verbesserung auf den Problemstellen gesorgt. Der neu formierte deutsche Sektor ist meiner Meinung nach mindestens auf demselben Level wie der von Mannheim und München. Auch die Kontingentbesetzungen überzeugen mich voll und ganz. 

Ich sehe uns nach der Hauptrunde auf Tabellenplatz 2 und tippe mal optimistisch mindestens auf das Halbfinale, kann dann gerne natürlich noch weiter gehen. 😉

Ich freue mich total auf die neue Saison und beende meinen Ausblick mit den Worten „es kann ja nur besser werden“ (1€ ins Phrasenschwein dafür). 😂

3 Gedanken zu „Saisonausblick 23/24

  • Auf dem Papier ist der Kader für die neue Saison natürlich sehr gut aber was Ich mich frage ist, konnten und können die Leistungsträger der letzten Saison die letzte Saison abhacken ? Und wird man wenn es mal schlecht laufen sollte wieder in alte Muster verfallen ? Ich hoffe, das die ganzen alten Spieler die vergangene Saison gut aufgearbeitet haben und Mental Stark in die Saison starten denn jeder weiß ja wie wichtig der Mentale Part ist.
    Ansonsten sehe Ich das so wie Ihr. Die Eisbären können mit den großen Mannschaften mithalten. Interessant wird aber auch zu sehen, wie sich WOB, Köln und Straubing mit ihren Transfers schlagen.

    Antwort
    • Hallo Mark, danke für dein Feedback. Das bleibt sicherlich eine der großen Fragen, bei zwei drei Spielern habe ich da auch berechtigte Zweifel. Aber das wird hoffentlich alles werden! 🙂 Das wird insgesamt eine sehr interessante und spannende Saison.

      Antwort
  • Thorsten Adam

    Ich hoffe auf ein gutes Jahr. Welchen Platz man einnehmen ungefähr ist nach den ersten 10 Spielen zu erkennen.
    F. Hördler hat in der letzten Saison vielleicht nicht an alte Form anknüpfen können, ich denke seine Führungsrolle hat er trotzdem gut eingebracht, sie wird fehlen. Aber Kai ist wieder Uf dem Eis in Berlin und mit Müller wird er Sicherheit in die Abwehr bringen, die letztes Jahr gefehlt hat.
    Mit seinem überlegenen Übersicht wird Nöbels auch den Angriff führen. Die Ergänzungen hören sich plausible an. Damit kann man hoffen ein Jahr Eishockey zu sein, mit einem guten Abschluss.

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