Spielberichte

Spielbericht: Eisbären vs. Nürnberg 

Es ist schwer, das gestern und die gesamte letzte Woche erlebte in passende Worte zu fassen. Dennoch habe ich mich entschieden, nach langer Zeit wieder einen Spielbericht zu schreiben und selten war der Begriff „Spielbericht“ unpassender wie heute. Man kann nicht einfach nur, wie gewohnt, ein Spiel emotional in Worte zusammenfassen. Die Emotionen, die wir alle in den letzten Tagen, aber auch in den Monaten davor, erlebt haben, sind so viel mehr als nur dieses eine Spiel. 

Dieser Text soll aber auch keinen wirklichen Nachruf auf Tobi darstellen, da verweise ich „gerne“ auf Benedikt Paetzholdt vom Tagesspiegel, auf unsere geschätzten Kollegen Kevin von Eisbaerlin und Simon vom Eisblog. Auch weitere haben herzergreifende Texte verfasst, ein anderer wiederum nutzte in gewohnt schäbiger Form seine Reichweite, soll nun aber keine weitere Erwähnung erfahren.

Aber ganz ohne Rückblicke kann auch dieser Spielbericht nicht auskommen, dennoch soll er auch nach vorne blicken, Mut machen und Teil dessen sein, was uns in den nächsten Wochen erwarten wird. Es wird keine Rückkehr zur Normalität geben, das kann es auch nicht, dafür sitzt der Schmerz des Verlustes zu tief. Aber man wird Wege finden zu verarbeiten, jeder auf seine andere Art und Weise. Tobi wird in uns allen in irgendeiner Form weiterleben, wir werden Wege aus dieser Trauer, aus diesem Schmerz herausfinden und wir werden alle gestärkt aus dieser Phase herauskommen. Mit Tobi in unseren ❤️❤️❤️!

Unsere Gedanken sind bei denen, die Tobi noch viel näher standen, als wir es taten. Aber dass wir alle so dermaßen bewegt sind, hat nicht nur mit dem Umstand zu tun, dass ein 26-jähriger Spieler unseres Vereins viel zu früh von uns gegangen ist. Nein, hier ist ein Teil der Identität unseres Vereins von uns gegangen, ein Mensch, der eine unbeschreibliche Lebensfreude und Strahlkraft besaß. Genau diese Strahlkraft hat sich mir vor drei Wochen persönlich ins Gedächtnis gebrannt, als Tobi hinter uns mit Marco Nowak in Düsseldorf saß. Auf dem Weg zum Getränkestand trafen sich unsere Blicke und wir lächelten uns an. Von solchen Momenten könnt ihr alle Berichten, lasst die schönen Momente in euch weiterleben, dann lebt auch Tobi in uns allen weiter.

Und dann sind da natürlich noch seine Mitspieler, nein seine Freunde auf dem Eis. Natürlich nicht nur hier in Berlin, sondern auch an anderen Standorten. Egal ob man nun mit ihm gespielt und trainiert hat oder einfach nur als Gegner gegen ihn antreten musste. Man kam an seiner Strahlkraft, seinen Emotionen nicht vorbei. Das brennt sich in jedes Gedächtnis ein. Dennoch hatten unsere Spieler eine noch viel emotionalere Beziehung zu Tobi. Viele von ihnen haben mit ihm letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen, es sind wahre Freundschaften entstanden. Dieses Jahr haben fast alle die schwere Zeit der Diagnose nah miterlebt, haben Tobis aufopfernden Kampf miterlebt. Haben sich von seiner optimistischen Art antreiben lassen. Haben ihn fast täglich beim Training gesehen und mit ihm in vielen Varianten unterhalten, Witze gemacht. Anders kann man sich das gar nicht vorstellen, bei so einen humorvollen Charakter.

Wie schwer diese Woche und die Monate davor dann für die Spieler gewesen sein musste und immer noch ist, kann man sich nur erahnen. Und auch hier geht jeder individuell mit der Trauer um. An ein Training war daher diese Woche kaum zu denken. Auch das erste Training am Donnerstag war laut Thomas Bothstede mehr ein erstes gemeinschaftliches Zusammenkommen auf dem Eis. Natürlich begleitet von vielen Emotionen!

Dieser Situation einen würdigen Rahmen zu geben, war mit großer Sicherheit keine einfache Aufgabe. Es ist aber allen Beteiligten mehr als nur gelungen. Generell haben die Eisbären sehr angemessen reagiert. Sei es das digitale Kondolenzbuch oder der Ort der stillen Andacht direkt an der Arena. Auch der Zusammenhalt in der Liga ist unbeschreiblich. Trotz engen Spielplans gab es kein Zögern die beiden Spiele am Mittwoch und Freitag zu verschieben. Danke an Ingolstadt, Düsseldorf und die Ligaorganisation!

Der ganze gestrige Ablauf war einfach nur herzergreifend. Uwes Worte im Mittelkreis, das Video auf dem Würfel, Viva la Vida von Coldplay – Tobis Lieblingslied als Torhymne für das erste Eisbärentor, der Wunsch nach Stimmung von der Mannschaft, die Choreografie in der 22. Minute und die abschließenden Worte und Grüße von Thomas Bothstede. Es war ein würdiger Abend für einen Herzensmenschen! 

Und dann war da noch das Spiel, was irgendwie gespielt werden musste. Es war beeindruckend zu sehen, wie nah Konzentration (auf dem Eis) und rührende Emotionen (auf der Bank) beieinander lagen. Es war ein hartes Stück Arbeit, was uns allen den allergrößten Respekt abzollt. Und wäre das nicht schon hart genug gewesen, lieferte Nürnberg das Spiel ab, was man erwarten konnte. Das erste Tor wirkte dagegen fast noch wie ein Geschenk. Viva la Vida! Ein Blick in Ty sein Gesicht nach dem Tor, unbeschreiblich! 🥲

Im ersten Drittel waren die Eisbären das dominante Team und hätten durchaus höher in Führung gehen müssen. Im zweiten Drittel wendete sich zunächst das Blatt, Nürnberg zog ihr gewohntes Spiel durch und erspielte sich die ein oder andere Großchance. Allerdings benötigten sie eine numerische Überlegenheit, um ihren einzigen Treffer am gestrigen Abend zu erzielen. Es wirkte so als hätte die Choreografie die Eisbären emotional aus der Bahn geworfen, ein menschlich nachvollziehbarer Prozess. Der Gegentreffer diente dann aber als kleiner Weckruf! Relativ schnell konnten die Eisbären auf den Gegentreffer reagieren.

Für mehr Tore hat es dann aber nicht gereicht, auch wenn Chancen auf beiden Seiten vorhanden waren. Es war ein würdiges Spiel zu Ehren von Tobi. Man hat die drei Punkte zum Ende wahrlich für ihn erkämpft. Nürnberg konnte somit nicht, wie fast schon gewohnt, ein Spiel in die Overtime führen. Verdient hätten sie es aber gehabt, Respekt vor dieser Leistung, auch auf die gesamte Saison bezogen! 

Ein paar Worte möchte ich gerne über unsere junge Generation verlieren. Was Schneider, Schäfer und auch Geibel, Panocha, Hördler und Stettmer derzeit zeigen, ist einfach nur der Wahnsinn! Hier wächst wirklich etwas großes Neues heran. Bleibt nur zu hoffen, dass man alle halten kann!

Einen würdigen Abschluss dieses Berichtes zu finden, fällt mir nun sehr schwer. Ich halte es mit Thomas seinen Worten: „Die Mannschaft spielt nun nicht mehr nur #fürTobi sondern #mitTobi❤️“

Wir tragen ihn nun alle in uns weiter, in dem Sinne kommt gut durch die Pause und nimmt euch weiterhin die Zeit, die ihr braucht. ❤️

Titelbild: City-press GmbH

2 Gedanken zu „Spielbericht: Eisbären vs. Nürnberg 

  • Christian Ahrens

    Vielen Dank für den emotionalen Spielbericht, der mir noch einmal ans Herz geht. Genau so habe ich das gestern Abend in der Arena auch erlebt. Die Eisbärenfamilie ist einfach großartig.
    Ich lese die Berichte stets mit großer Begeisterung und höre ab und zu beim Podcast rein. Macht bitte weiter so.
    Für Tobi #22
    Beste Grüße! Christian

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