Spielbericht: Eisbären vs. Köln
Ein sehr interessantes, mitreisendes und enges Spiel, welches wir gestern in der Halle oder an den digitalen Endgeräten beobachten und erleben durften. Man kann halt nicht alle Spiele auf den Scoreboard derart dominieren, wie noch das Spiel am Dienstagabend bei den Nürnberg Ice Tigers. Irgendwie konnte man es bereits vor der Partie erahnen, dass es heute ein ganz anderes Spiel werden wird. Die letztendliche Entwicklung überraschte dann doch ein wenig, aber das eben auch Part unseren geliebten Eishockeysports!
48 zu 27, so hieß am die Torschussstatistik für unsere Eisbären! Und dennoch konnte man keine eigenen Treffer erzielen. Auch die Kölner Haie brauchten bis zu ihrem letzten Penaltyschuss, um Jake Hildebrand im Berliner Tor zu überwinden. Es war das klassische Spiel der Torhüter. Beide entschärften Situation, die im Normalfall in anderen Spielen sichere Treffer nach sich gezogen hätten.
Aber irgendwie hatte das auch seinen Reiz, man konnte sich einerseits schön aufregen über die vergebenen eigenen Chancen und anderseits konnte man die Paraden des eigenen Torwarts bejubeln und feiern. Zugegebenermaßen rutschte einem vorher das Herz in die Hose, weil es überhaupt zu den Großchancen für die Haie gekommen ist.
Die Haie lieferten gestern ein taktisch herausragendes Auswärtsspiel ab. In erster Linie war das Ziel, den eigenen Slot zu barrikadieren, was über weite Strecken auch eindrucksvoll gelungen ist. Aber auch das Offensivspiel kam bei den Haien gestern Abend nicht zu kurz. So resultierten vor allem im zweiten Drittel einige gefährliche Situationen vor Jake Hildebrand.
Auch wenn die Eisbären über das gesamte Spiel gesehen die bessere Mannschaft waren, merkte man dem Team an, dass sie nicht ihren besten Tag erwischt haben. Sehr viele ungenaue Pässe und im Kopf eine gewisse Lähmung die sich auf alle Spielaktionen niederschlug. So wurden u.a. auch sehr oft die falschen Entscheidungen getroffen: „Soll ich nun abschließen oder doch noch den Pass suchen?“. Das lag auch daran, dass die Kölner das eigene Drittel sehr konsequent und clever verteidigt haben.
Und dennoch kamen unsere Jungs zu einigen riesigen Großchancen. Eine Mischung aus Unvermögen, Pech und sehr viel Ancicka sorgten dafür, dass die Eisbären gestern keinen Treffer markieren konnten. Also uns wundern diese Leistungen nicht, aber Torhüter müssen bei uns in Berlin ja immer Top-Importe sein! (Man beachte den zynischen Unterton!)
Für manche Schönwetterfans, zu denen auch viele der Torwartkritiker zählen, war das Spiel kaum zu ertragen. Man muss alle Spiele immer klar und deutlich gewinnen. Den investierten Einsatz und das Anerkennen der gegnerischen Leistung fallen leider vielen schwer. Ihr wisst ja, was jetzt kommt: Als ob man, wie letzte Saison, abgeschlagen hinter den Playoffplätzen hinterherspielen würde!
Und dennoch muss man konsternieren, dass die Eisbären zu Hause Schwierigkeiten haben genauso befreit aufzuspielen, wie es ihnen regelmäßig auswärts gelingt. Man merkt der Mannschaft eine enorme psychische Belastung an. Die großartige Kulisse sollte von der Logik her eigentlich die Spieler motivieren, aber so etwas kann auch einen enormen Druck im Kopf aufbauen und das merkt man leider in den letzten Heimspielen wieder deutlich.
Das war allerdings in der letzten Meistersaison genauso. In der Coronasaison hat man zu Hause deutlich entspannter gespielt, es war ja auch niemand anwesend, außer regelmäßig drei Rettungssanitäter*Innen, die auf das Spiel reagieren konnte. Und dennoch haben wir die letzte Meisterschaft gewinnen können, weil sich irgendwann dieser Druck gelöst hat.
Man darf halt auch nicht unterschätzen, dass viele Spieler das letzte Jahr dennoch in den Knochen und vor allem im Kopf mit sich tragen. Und sowas bremst halt automatisch, das kann man auch nicht einfach so unterdrücken. Interessant ist auch die Beobachtung unserer lieben Helga (Podcast-Insider), dass erst mit Beginn des „Tabellenführerseins“ die Leichtigkeit ein wenig abhandengekommen ist.
Das Positivste am Spiel ist, dass das Spiel als Shutout für Jake gewertet wird. Somit ist er in allen Statistiken wieder der beste Torwart. In diesem Moment fängt die Sonne hier so richtig an zu strahlen, woher das wohl kommt?! 😛
Die Länderspielpause kommt denke ich zur richtigen Zeit. Man wird morgen alles daransetzen, als Tabellenführer in dieselbige zu gehen. Das wird gegen erstarkte Ingolstädter kein leichtes Unterfangen! Aber wir spielen halt nunmal auch auswärts! Wir wünschen euch nun einen schönen Samstag und morgen einen entspannten Hockeytag!