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„Regel Rick“`s Analyse der WM

Neben der regeltechnischen Aufarbeitung verschiedener Szenen sollen in diesem Blog ab sofort auch immer wieder statistische Feinheiten hinsichtlich der Schiedsrichter betrachtet werden.

Nachdem die IIHF Eishockey WM 2023 letzten Sonntag zu Ende gegangen ist, ist es nun Zeit, vor allem die deutschen Schiedsrichter, beziehungsweise die aus der Penny DEL bekannten Schiedsrichter, die bei der Weltmeisterschaft im Einsatz waren, unter die Lupe zu nehmen.

Beginnen möchte ich aber mit einem allgemeinen Eindruck aus dem Turnier. Die diesjährige A-WM lief aus Sicht der Schiedsrichter ähnlich wie in den Vorjahren. Es wurden im Vergleich zu den deutschen Ligen oder auch der NHL wenige Kleine Strafen ausgesprochen, jedoch war man beim Verteilen der Großen Strafen sehr konsequent. In 64 Turnierspielen gab es immerhin neun Große Strafen mit zusätzlicher Spieldauerdisziplinarstrafe sowie zwei Matchstrafen. Dies entspricht den strengen Vorgaben der IIHF bei gefährlichen Vergehen, vor allem gegen den Kopf. Ob jede Szene aus dem Turnier korrekt bewertet wurde, soll hier jedoch keine Rolle spielen.

Insgesamt wurden im Turnier 1069 Strafminuten ausgesprochen. Dies entspricht 16,70 Minuten pro Spiel. Damit befindet man sich leicht unter dem Schnitt der deutschen Ligen und auch der NHL in der Saison 2022/2023 (DEL: 17,51 Minuten pro Spiel; DEL2: 18,53 Minuten pro Spiel; NHL: 18,82 Minuten pro Spiel). Vergleicht man die Daten mit der A-WM 2022 stellt man ähnliche Werte fest. Vor einem Jahr wurden durch die Schiedsrichter in 64 Spielen 1118 Strafminuten ausgesprochen, was einem Schnitt von 17,47 Strafminuten pro Spiel entspricht.

Die IIHF nominierte für das Turnier in Tampere (Finnland) und Riga (Lettland) 16 Schiedsrichter aus zehn Nationen. Sowohl aus Deutschland (André Schrader und Sirko Hunnius), als auch aus Finnland (Lassi Heikkinen und Mikko Kaukokari), der Schweiz (Stefan Huerlimann und Miroslav Stolc), sowie aus Schweden (Tobias Bjork und Christoffer Holm), den USA (Sean MacFarlane und Sean Fernandez) und Kanada (Mike Langin und Adam Bloski) waren zwei Hauptschiedsrichter im Einsatz. Hinzu kommen Jan Hribik aus Tschechien, Mads Frandsen aus Dänemark, Andris Ansons aus Lettland und Liam Sewell aus Großbritannien.

Einige Namen sollten den Fans der Penny DEL bereits bekannt vorkommen. Das deutsche Oberhaus stellte mit fünf Hauptschiedsrichtern der abgelaufenen Saison den größten Anteil der eingesetzten Referees. Entgegen der landläufigen Meinung unter den Fans scheint die Leistung der Schiedsrichter aus Deutschland im Weltverband deutlich besser anzukommen und wurde dementsprechend mit viele Einsätzen im Turnier belohnt.

André Schrader leitete immerhin sieben Spiele, alle in der Vorrunde. Er kam hauptsächlich in Gruppe B zum Einsatz, in der Deutschland nicht spielte. In Spielen unter seiner Leitung gab es insgesamt stattliche 248 Strafminuten. Dies entspricht einem Schnitt von 35,43 Strafminuten pro Spiel. Damit ist Schrader mit weitem Abstand der Schiedsrichter des Turniers, der am meisten Strafminuten aussprach. Dies ist jedoch kein Indikator für gute oder schlechte Leistungen. Allein vier Große Strafen mit anschließender Spieldauerdisziplinarstrafe musste Schrader aussprechen. Somit würde ich auch ein Stück weit von Pech sprechen, da er bei fast 50 % der Großen Strafen des Turniers auf dem Eis stand.

Sirko Hunnius kam ebenfalls ausschließlich in der Vorrunde im Einsatz und leitete dort sechs Spiele. Trotz der deutschen Beteiligung in Gruppe A, wurde er zu großen Teilen in Tampere eingesetzt. Im Gegensatz zu Schrader findet man Hunnius bei den Schiedsrichtern, die am wenigsten Strafen aussprachen, wieder. Nur 69 Strafminuten und damit 11,50 Minuten pro Spiel wurden in Spielen unter Hunnius Leitung verteilt.

Sean MacFarlane, der bereits seit mehreren Jahren in der Penny DEL zum Einsatz kommt (84 Einsätze in der Saison 2022/2023), war der fleißigste Schiedsrichter der abgelaufenen Weltmeisterschaft. Elf Spiele standen unter seiner Leitung, darunter acht Spiele in der Vorrunde, sowie das Viertelfinale zwischen Schweden und Lettland (1:3), das Halbfinale zwischen Kanada und Lettland (4:2) und das Finale zwischen Kanada und Deutschland (5:2). In Spielen unter seiner Leitung gab es insgesamt 184 Strafminuten, was einem Schnitt von 16,73 Minuten pro Spiel entspricht. Damit befindet er sich im Mittelfeld unter den Schiedsrichtern.

Andris Ansons absolvierte mit der abgelaufenen Saison die erste Spielzeit als Hauptschiedsrichter in Deutschland. Dabei stand er bei 67 Partien auf dem Eis. Bei der WM durfte er immerhin acht Spiele leiten. Zu den sieben Spielen in der Gruppenphase kommt das Viertelfinale zwischen der Schweiz und Deutschland (1:3) hinzu. Er verteilte mit seinen Kollegen insgesamt 95 Strafminuten. Dies entspricht einer durchschnittlichen Menge von 11,88 Strafminuten pro Spiel. Er liegt somit auch am unteren Rand der Statistik, knapp vor Hunnius.

Liam Sewell war in der abgelaufenen Saison der Penny DEL ebenfalls das erste Mal in Deutschland im Einsatz. Jedoch leitete er lediglich zehn Spiele in Deutschlands höchster Spielklasse. Sewell genoss durch die Verantwortlichen der IIHF ein großes Vertrauen und durfte zehn Spiele im Turnier leiten. Neben acht Gruppenspielen wurde er auch beim Viertelfinale zwischen den USA und Tschechien (3:0) und dem Spiel um Platz 3 zwischen den USA und Lettland (3:4 nach Overtime) eingesetzt. Mit 114 ausgesprochenen Strafminuten und einem Schnitt von 11,40 Minuten pro Spiel, war er der Schiedsrichter, der anteilig die wenigsten Strafminuten ausgesprochen hat.

Auch wenn ich nicht alle Spiele der WM gesehen habe, meine ich, dass das abgelaufene Weltmeisterschaftsturnier aus Sicht der Schiedsrichter gut gelaufen ist. Für viele der eingesetzten Referees stellen die regeltechnischen Anforderungen der IIHF eine größere Umstellung dar, da in der jeweiligen Liga des Heimatlands teilweise deutlich anders gepfiffen wird. Dies wurde auch zu Beginn des Turniers deutlich, als die Schiedsrichter, wie jedes Jahr, zu einer gemeinsamen Linie finden mussten. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten gelang dies jedoch mit Bravour. Über einzelne Szenen aus Spielen kann man sicherlich immer streiten. Mir fällt hingegen kein Spiel ein, das durch die Schiedsrichter entschieden wurde. Die Spieler hatten alles selbst in der Hand.

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