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Frank Hördler – Abschied einer Legende

Einen Artikel über eine Legende schreiben, wie soll das funktionieren? Das kann doch nur zum Scheitern verurteilt sein, aber dennoch möchte ich es versuchen. Wobei ich logischerweise im Namen von uns beiden schreiben werde, denn zu Frank Hördler kann es kaum unterschiedliche Einschätzungen geben als den Begriff einer Eishockey- oder natürlich auch einer Eisbären-Legende.

City-Press GmbH/DEL

1026 absolvierte DEL-Spiele, 90 erzielte Tore, 281 aufgelegte Treffer, 371 Scorerpunkte, 1006 Strafminuten, eine zerbrochene Scheibe, 20 Jahre DEL-Profi, 9 Meisterschaften, das ist Frank Hördlers unfassbare Eisbären/DEL Bilanz in Zahlen. Eine Bilanz einer wahren Legende. 1000 Spiele können mittlerweile einige Spieler nachweisen, aber die Anzahl der Meistertitel ist für alle andere nicht mal im Ansatz erreichbar gewesen.

Auch seine Leistungen für die Nationalmannschaft werden unvergessen bleiben. Hier alle Werte aufzuzählen wäre müßig und auch ein wenig ermüdend, aber sein Impact auch auf der internationalen Bühne ist unumstritten. Gekrönt wurde diese unfassbare Karriere in der Nationalmannschaft mit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille im Jahre 2018.

Aber es sind nicht allein diese Werte und Erfolge, die Frank Hördler zu einer Eishockey-Legende machen. Es ist der Mensch Hördler der ihn so unbeschreiblich wertvoll für die ganze Eishockeyfamilie hat werden lassen. 

Die Geschichte begann als 17-Jähriger mit seiner ersten Profikarriere. 39 Hauptrundenspiele durfte er in seinem ersten Jahr im Eisbärendress unter Trainer Pierre Page bestreiten. Zusammen an der Seite von der sogenannten goldenen Generation um Buschi, Rankel, Barta und Felski.

Natürlich spielte der jugendliche Hördler damals noch keine tragende Rolle, aber dennoch konnte er in seiner Prämierensaison bereits seinen ersten Profitreffer erzielen. In seinen ersten drei Jahren bei den Eisbären spielte er zum Teil auch noch bei den Eisbären Juniors, wo er vor allem bei der Endrunde der Regionalliga in der Saison 2003/04 vier Treffer beisteuern konnte.

In den folgenden Jahren etablierte sich der Bad Muskauer aber zunehmend im DEL-Kader. Vor allem seit der Saison 2005 war Frankie nicht mehr wegzudenken aus der Eisbären Verteidigung. Seitdem waren Saisons unter 15 Scorerpunkten nur noch aufgrund von Verletzungen möglich.

City-Press GmbH/DEL

In seinen Anfangsjahren war er vor allem als Vorlagengeber in Erscheinung getreten und auch in den Jahren als ich zum Eishockeynerd wurde – ab der Saison 2010/11 hat mich das Eishockey-Fieber gepackt – kann ich mich eher an einem spielgestaltenden als einen toreschießenden Hördler erinnern. 

Das bedeutet nicht, dass er nicht schon vorher seinen gefährlichen Schuss zum Einsatz brachte, aber es ist nicht verwunderlich, dass bei Verteidigern die Toreausbeute zwischen den Saisons gewissen Schwankungen ausgesetzt ist. Das hat viel mit der Taktik des Trainers, aber auch der Qualität der Importspieler zu tun.

Ich weiß nicht, wie euer Eindruck ist, aber ich finde, dass Frankie gerade ab der siebten Meisterschaft 2013 einen weiteren Sprung in seinem Spiel gemacht hat. Damals war er mit 28 Jahren auch im perfekten Eishockeyalter. Im Vergleich zu den anderen Mitgliedern der bereits beschriebenen goldenen Generation zeigt sich diese Entwicklung am besten.

Während die Leistungskurve bei Spielern wie Florian Busch, André Rankel und auch Jens Baxmann eher eine negative Entwicklung zeigte, entwickelte sich Frankie Hördler endgültig zum besten deutschen Verteidiger seiner Zeit. Egal ob es das Stellungsspiel, das Zweikampfverhalten, die Übersicht, die Pässe und natürlich auch seine Schusstechnik – egal ob Handgelenks- oder Schlagschuss – waren nahezu perfektionistisch ausgeprägt.

Auch die zunehmende Verletzungsanfälligkeit wirkten sich nur bedingt auf seine Leistungsfähigkeit aus. Aber der entscheidende Punkt, warum Frankie sich zu einem wahren Eishockeyhelden entwickeln konnte, liegt wie bereits angedeutet auch in seinem menschlichen Auftreten.

Von außen scheint er ein ruhiger, ausgeglichener und vor allem herzlicher Mensch zu sein. Das bestätigt sich auch, wenn man mit Leuten spricht, die ihm näher kannten. Vor allem mit Leuten aus seiner zwischenzeitlichen neuen Heimat Ahrensfelde. 

Anders als manch andere Spieler – was jetzt nicht als Vorwurf gewertet werden soll, da jeder Mensch einfach anders ist und das ist auch gut so – war er ein umgänglicher Typ, mit dem man sich auch gerne mal auf einen kleinen Drink treffen konnte. Auch wenn man sich zufällig beim Einkaufen begegnete kam es immer zu einem kleinen Gespräch oder zumindest zu einem freundlichen Gruß. Und das spiegelt sich halt auch in seiner Rolle innerhalb der Mannschaft wider.

Nicht umsonst war er in vier Saisons Assistent-Kapitän und die letzten drei Jahre gar Kapitän. Seine Bescheidenheit zeigte sich auch in jedem Interview, welches er führen durfte. Man hörte gerne seinen sachlichen aber auch manchmal offenen und ehrlichen Analysen zu. Bei den Meisterfeiern zeigte sich dann oft die andere emotionale Seite von ihm.

Und nach 20 Jahren im Eisbärendress, nach 20 Jahren voller Leidenschaft für den Verein, nach 9 emotionalen Meistertiteln, beendet diese Eisbärenlegende seine Karriere nicht bei den Eisbären? Nach diesen zwei erfolgreichen Eisbärenjahrzehnten ist es nicht verwunderlich, dass man die anfänglichen Wurzeln Hördlers beinahe vergessen hatte. 

Für mich der halt erst 2010 zum Eishockey dazugestoßen ist, war Frankie immer ein Eisbärentalent, ein Spieler, der hier oder in der Nähe geboren sein musste. Aber da lag ich all die Jahre völlig daneben. Mir wurde das erst bewusst, als Jakob vom Interesse der Selber Wölfe aus der DEL 2 berichtete. Dort begann er im Jahre 2001 seine Eishockeykarriere.

Und es passt auch irgendwie zu dem Menschen, den ich gerade versucht habe zu beschreiben, dass er seine Karriere dort beenden möchte, wo sie für ihn auch gestartet ist. Wenn man ganz ehrlich ist, war es nach den Leistungen der letzten Saison auch der sinnvollste Schritt. Man hat unserem geliebten Frankie dann doch angemerkt, dass er mit dem Niveau der DEL nicht mehr über die ganze Saison mithalten kann. Was allerdings mit 38 Jahren und 20 Jahren hervorragenden intensiven Eishockey auch völlig legitim ist.

So wird eine herausragende Eishockeykarriere in der eishockeytechnischen Heimat Hördlers irgendwann beendet. Wobei man bei Frankie durchaus damit rechnen kann, dass er sich bei einer einigermaßen Verletzungsfreiheit eher an der Karriere von Jaromir Jagr orientieren wird 😉 

Uns bleibt nur der Helm zu ziehen und uns zu bedanken für 20 Jahre Eishockey Leidenschaft für das Eisbärentrikot! Danke Frankie für die großartige Zeit, die du uns geschenkt hast und in dem Sinne alles Gute für deine weitere Zukunft!

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