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Spielbericht: Rückblick auf die letzten Wochen

Nach gut einem Monat schreibe ich endlich wieder einen Spielbericht, wobei Spielerzählungen oder Spielgeschichten wohl die besseren Umschreibungen dafür wären. Manchmal gibt es im Leben Momente, wo andere Dinge in den Fokus rücken oder einem über den Kopf wachsen. Und sowas betrifft nicht nur uns persönlich, sondern gilt im selben Maße für unsere Mannschaft. Es sind am Ende des Tages genauso Menschen wie du und ich, die mit unseren geliebten Eishockysport ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Und auch ihnen gelingt nicht immer alles.

Warum diese Einleitung? Weil es mir wichtig ist, dass wir solche Sichtweisen auch vermehrt in den Fokus nehmen. Wir sind, vor allem in Deutschland, immer ziemlich schnell im „Kritisiermodus“, wir meinen immer alles besser zu wissen.

Das betrifft aber zum Glück nicht alle Menschen. Aber selbst für die optimistisch denkenden Menschen waren die letzten Spiele nicht einfach anzusehen und einzuordnen. Ich gebe zu, dass ich aufgrund gewisser Umstände vielleicht nicht gewohnt jedes Spieldetail mitbekommen habe, aber dennoch konnte man einige klare Erkenntnisse ziehen.

Um die letzten Spiele vernünftig einzuordnen, muss man einige Ursachen in den Fokus nehmen. Zum einem der Umstand der souveräne Tabellenführer zu sein. Man hat die letzten Wochen die Liga dominiert und manchmal auch Spiele für sich entschieden, in denen der Gegner vielleicht sogar auf Augenhöhe mitgespielt hat. Wie zum Beispiel in Augsburg!

Nach der letzten Saison ist man so ein Gefühl nicht mehr gewohnt gewesen, vor allem die Spieler nicht, die die letzte Saison leidvoll miterlebt haben. So etwas kann psychisch die Mannschaft sehr unter Druck setzen, obwohl man doch eigentlich meinen könnte, dass das Gefühl Tabellenführer zu sein, etwas Schönes ist. Ist es definitiv, aber du hast permanent die Gefahr im Hinterkopf diese verlieren zu können, zudem möchte jedes andere Team diese starken Berliner in Berlin bezwingen. Das motiviert noch einmal extra.

Ein zweiter Punkt ist, dass man auch im Hinterkopf hat, dass man zu Hause noch nicht so überzeugen konnte, wie man es auf fremden Eis bislang getan hat. Obwohl die Chancen in den meisten Spielen mehr als vorhanden waren und man eigentlich auch nicht wirklich schlecht gespielt hat. Das baut einen zusätzlichen Druck auf, den man in jeden der letzten Spiele mehr gespürt und gesehen hat. Und so kommen dann auch diese „Schönspielszenen“ zu Stande, dass man lieber noch einen Querpass mehr spielen möchte. 

Gerade gegen Wolfsburg hat man gesehen, dass unsere Spieler sehr bemüht waren offensiven Druck aufzubauen, um zu Hause endlich auch mal Spektakel bieten zu können. Leider ist das dann komplett in die Hose gegangen. Wobei man schon ein respektables Comeback im letzten Drittel hingelegt hat.

Dieses Schönspielen produziert generell viele unnötige Pucktverluste. Man schiebt quasi den Druck weiter auf dem Mitspieler ab. Niemand traut sich Verantwortung zu übernehmen. Und da muss man einfach so offen und ehrlich sagen, dass die einstige Paradereihe (Noebels, Pföderl, Boychuk) zum Paradebeispiel für eine solche Spielweise geworden ist. 

Zu allem Überfluss standen sie gegen Düsseldorf und Iserlohn auch noch bei den meisten Gegentreffern auf dem Eis und leisteten somit der Mannschaft sozusagen einen doppelten Bärendienst. Anderseits muss man sie aber in Schutz nehmen, sie waren die einzige Reihe die komplett zusammengeblieben ist. Und somit haben sich die Gegner auch auf diese Spieler besonders fokussiert und diese sehr intensiv verteidigt. Dennoch erwartet man automatisch immer mehr von diesen drei Führungsspielern. Was logischerweise wieder eine enorme Drucksituation darstellt. Hier könnte man mal über eine Aufsplitterung der Reihe nachdenken. 

Aber mit dem letzten Absatz sind wir dann auch schleichend zur letzten großen Ursache gekommen: der Verletztenmisere. Und gleich vorneweg sei betont, dass mir durchaus bewusst ist, dass dies auch andere Mannschaften trifft oder getroffen hat. Es ist völlig normal in einer langen Saison, dass es statistisch gesehen jeden einmal betreffen wird. Wenn man ehrlich ist, hätte uns kein besserer Zeitpunkt treffen können. Viel Puffer auf Platz 6 und auch auf Platz 4 gehabt und noch sehr viel Zeit bis zu den Playoffs, um wieder alle an Bord zu haben.

Es ging eigentlich schon vor Wochen mit der Verletzung von Lean Bergman los, welche aber aufgrund der Qualität des Kaders noch nicht besonders ins Gewicht gefallen war. Als dann Ronning auch noch ausfiel – gepaart mit einigen kleineren Ausfällen zwischendurch – wurden die Reihen schon vor der Länderspielpause etwas dünner. Das zehrt auch an den Kräften. Und spätestens mit dem Ausfällen von Hördler, Wissmann, Byron, Hildebrand (!), und zwischendurch auch noch von Ellis, fehlten dann einfach zu viele wichtige Impactspieler und auch die Tiefe im Kader. Das können die verbliebenen Spieler nicht von heute und morgen kompensieren.

Dennoch kann man dann gegen Iserlohn und Düsseldorf cleverer spielen, vielleicht auch mal bewusst etwas defensiver agieren. Aber so etwas sagt sich immer leicht, wenn man doch die Reihen komplett umstellen und sehr viele junge Spieler auf einmal mehr Verantwortung übernehmen müssen. Das dauert seine Zeit, bis daraus wieder eine Einheit bilden kann. Dass dies möglich ist, haben wir gestern gesehen. 

Bis auf die Chancenverwertung und einige wenige unglückliche Phasen, waren wir gestern das klar dominierende Team. Und es spricht für die Mannschaft, dass man sich trotz des unnötigen Rückstandes im letzten Drittel wieder zurück ins Spiel gearbeitet und auch gespielt hat. Yannick Veilleux, aber auch seine Reihenkollegen Wiederer und Cormier gingen dabei besonders voran. Starke Leistungen von den Dreien!

Und am Ende schaut man dann auf die Tabelle und sieht die Eisbären auf Platz 2 einen Punkt hinter den Straubing Tigers. Wenn das nicht erdet, weiß ich es auch nicht mehr. Ja logisch es war und ist eine schwierige Phase, aber die Mannschaft wird mit großer Wahrscheinlichkeit gestärkt aus dieser Krise herauskommen. Spätestens mit der Rückkehr von Ronning und auch einem möglichen Comeback von Descheneau, sieht dann auch die Personalsituation wieder deutlich entspannter aus!

Wir wünschen euch nun einen ruhigen und kalten Samstag. Morgen geht es dann bei den angeschlagenen Adlern in Mannheim weiter!

Fotos: City-Press GmbH

Ein Gedanke zu „Spielbericht: Rückblick auf die letzten Wochen

  • Seiler

    Super Einschätzung Alex, aber ich habe auch nichts Anderes erwartet.
    Schönen 1. Advent!

    Antwort

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