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Saisonabschlussbericht

Das musste man erstmal sacken lassen, zum 10. Mal haben unsere Eisbären den Meistertitel in die Luft recken dürfen! Das ist einfach eine unfassbare und unbeschreibliche Anzahl an Titeln! Und wisst ihr was? Selten war eine Meisterschaft derartig hart umkämpft und deshalb auch so verdient gewonnen wie in diesem Jahr. Wer es schafft in den Playoffs Mannheim, Straubing und Bremerhaven jeweils mit 4:1 in den Serien zu bezwingen, der kann sich am Ende einer langen Saison auch verdient als Deutscher Meister bezeichnen.

Der Weg dorthin war aber bei Weitem kein einfacher, die Serien scheinen vom Endergebnis her klare Geschichten gewesen zu sein. Das war allerdings nicht der Fall! Ich möchte aber ein bisschen weiter ausholen und somit auch die ganze Saison in diesem finalen Bericht Revue passieren lassen. Wir sollten nämlich nie vergessen, dass es die Spielzeit nach einer Saison gewesen ist, in der fast gar nichts für unsere Eisbären funktionieren wollte. Noch vor einem Jahr hatten wir die längste Sommerpause in meiner 14-jährigen Eisbärenfangeschichte! 

Die Ursachen dafür wurden erkannt und abgestellt. Gerade die Tiefe im deutschsprachigen Sektor wurde massiv ausgebessert. Dies ist für alle Teams der Penny-DEL immer der schwierigste Part in jeder Transferphase und gerade die deutschen Topspieler sind bei den drei großen Namen immer wieder heiß begehrt. Im letzten Jahr waren allerdings kaum Spieler aus diesem Bereich auf dem Markt und um solche Spieler aus ihren Verträgen herauszukaufen, fehlt es dann auch bei den Eisbären am nötigen Kleingeld. Im letzten Sommer stellte sich die Lage dann aber günstiger dar!

Mit Freddy Tiffels, Lean Bergmann, Tobi Eder und natürlich auch mit der Rückkehr von Kai Wissmann aus Boston, konnte man sich schlagartig deutlich besser aufstellen und stellte somit sogar mit den besten deutschen Sektor in der ganzen DEL. Wenn man bedenkt, dass man mit Marcel Noebels, Leo Pföderl, Manu Wiederer, Jonas Müller und auch Eric Mik schon 5 starke deutsche Spieler in seinen Reihen hatte!

Ein weiteres wichtiges Puzzlestück waren die Importspieler und dem anschließend auch die Einstellung beziehungsweise auch die psychische Situation der Mannschaft. Das darf man nicht unterschätzen, wenn man schon zwei Titel am Stück gewonnen hat, dann schleicht sich eine gewisse Form von Burnout ein. Man macht automatisch nicht mehr so viel, weil man ja gefühlt schon alles erreicht hat. Zudem hatten einige Spieler (White, Fiore, Regin) sicherlich keine schlecht dotierten Verträge unterschrieben. Die Chemie im Team passte letzte Saison vorne und hinten nicht, das spürte man in jeder Begegnung und auch auf jeder „fannahen“ Veranstaltung, die Importspieler waren immer separiert und haben ihre eigene Clique gebildet. Das Mannschaftsgefüge war nicht in Takt oder eigentlich sogar gar nicht vorhanden! Es gab keine wirklichen Spieler, die vorangegangen sind, es waren im Prinzip nur Mitläufer auf dem Eis.

Und genau deshalb war es wichtig sich von einigen dieser Mitläufer zu trennen. Das macht in der Regel auf den Importstellen, weil die deutschen Topspieler schlicht nicht auf Bäumen wachsen und somit ein rares Gut darstellen. Und was wurde da alles gemeckert: „wie kann man nur den Topscorer und den Toptorschützen ziehen lassen?“. Ich hoffe, dass diese Leute wenigstens nach dem Gewinn des Titels die Erkenntnis gewonnen haben, dass dieser Schritt unumgänglich und der einzig richtige war!

Und auch wenn dieses Jahr der Umbruch nicht extrem sein wird, kann es durchaus passieren, dass man einen Zach Boychuk zum Beispiel nicht verlängern könnte. Sollte dies passieren können wir uns auf ähnliche Reaktionen einstellen. Dass Spieler aber auch stellenweise am Zenit oder darüber hinausspielen, sehen diese Menschen leider nicht. Am besten können solche Entscheidungen nur interne Entscheidungsträger treffen. Wer garantiert uns, dass Boychuk nächste Saison nicht den zweiten Regin macht mit seinen dann 35 Jahren?

Aber egal, ich möchte nach solchen Glücksmomenten mich nicht allzu sehr über die meckernde Minderheit aufregen 😉 Man hat sich also auch auf den Importstellen clever verstärkt. Über die Qualitäten eines Ty Ronnings brauchen wir, denke ich mal, nicht weiter diskutieren! Aber viel entscheidender sind auch die Verpflichtungen von den sogenannten Rollenspielern. Yannick Veilleux wurde verlängert, mit Patrice Cormier ein sehr starker Drittreihen Center verpflichtet, der auch das ein oder andere Bully der anderen Reihen ausüben durfte. Sehr starke Verpflichtung gewesen! Die Nachverpflichtung von Schemitsch hat sich auch als Glücksgriff herausgestellt, Ben Finkelstein konnte leider nichts die Erwartungen erfüllen. Die Rückkehr von Byron darf man auch nicht unterschlagen.

Und dann ist da natürlich auch noch Jake Hildebrand. Hier ging die Skepsis schon über die meckernde Minderheit hinaus, und auch wir im Team waren uns nicht hundertprozentig sicher, haben Jake aber den Rücken gestärkt und seine Stärken schon früh erkannt und umschrieben. Mit Jonas Stettmer konnte man sich ein sehr starkes deutsches Torwarttalent sichern. Somit auch hier eine gute Erweiterung des deutschen Stammkerns!

Dieses Torhüterduo zeigte über die gesamte Saison fast durchweg solide und zum Teil herausragende Leistungen. Einen Umstand den viele diesen beiden niemals zutrauen wollten: „das ist nicht eines Meisters würdig!, der hat doch nicht NHL oder AHL gespielt!, der kommt von einem Aufsteiger!“ Einfach nur schrecklich diese Aussagen, man sollte jedem Spieler erst einmal eine Chance geben und vielleicht ein bisschen auf die fachliche Expertise von Serge Aubin und Stephane Richer vertrauen!

Und da sind wir dann auch endlich beim letzten und wichtigsten Baustein angekommen: dem Trainerteam! Das Festhalten an Serge Aubin und Craig Streu war der entscheidende Puzzleteil, weswegen wir vor 5 Tagen den 10. Meistertitel feiern konnten. Verstärkt wurde das Trainerduo diese Saison fest durch André Rankel.

Es war eine Saison ohne wirkliche Tiefen, die Eisbären zeigten wieder ihr gewohntes Gesicht im aubinschen Spielsystem. Welches vor allem geprägt ist von sehr offensiven Momenten, aber auch als Grundlage eine meist stabile Defensivarbeit aufzeigt. Aus kleineren schlechten Phasen kam man dann umso gestärkter heraus. Ich möchte hier auch nicht jedes Spiel einzeln analysieren, das würde den Rahmen sprengen und auch den Zweck dieses Artikels verfehlen! Aber man muss betonen, dass wir eine sehr souveräne Saison unserer Jungs bestaunen durften. Und das nach einer derartig enttäuschenden letzten Saison!

Erstaunlich ist, dass sich das Team derartig schnell finden konnte. Der Umbruch war nicht gerade klein. Vom Vorteil war sicherlich auch, dass sich der große und starke deutsche Sektor schon vorher gut kannte. Zum Beispiel von den Nationalmannschaftsspielen. Zudem hatten Wissman und Byron das Spielsystem schon verinnerlicht. Sie waren schon beim letzten Meistertitel 2022 Keyspieler im aubinschen System!

Es passte einfach alles in dieser Saison. Der unbegrenzte Teamgeist war es am Ende, der es der Mannschaft möglich machte auch nach Rückschlägen stärker zurückzukommen. Bestes Beispiel hierfür waren die ersten 4 Drittel in der Viertelfinalserie gegen die Adler Mannheim. Eine Mannschaft, die vielleicht von ihren Einzelspielern besser aufgestellt war, aber es niemals geschafft hat, als Einheit aufzutreten.

Dass man es dann auch schaffte im Halbfinale und Finale zwei Teams zu schlagen, die einem spielerisch nicht wirklich liegen, zeigt auch die mentale Stärke dieser Mannschaft. Man ist sich auch nicht zu schade, das eigene Spielsystem den des Gegners derartig anzupassen, dass man ihm damit unter die Haut gehen kann. Ohne dass man dabei sein offensives Spielsystem vernachlässigt hat. Aber die Anpassungsfähigkeit war letztendlich ausschlaggebend für den Erfolg dieser Mannschaft!

Und natürlich stechen da immer wieder herausragende Einzelleistungen hervor (Jake, Leo, Ty, Jonas, usw.), aber aufsummiert sind es dann doch wieder Teile eines herausragenden Mannschaftsgefüges. Die gesamte Mannschaftsleistung war überwältigend. Getragen wurde sie von einer breiten Fanmasse, 21-Mal „ausverkauftes Haus“. Ein unfassbarer Wert. Nun heißt es diesen Moment zu konservieren und in die nächste Saison zu tragen.

Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei euch für das fleißige Lesen und am Ende auch reagieren auf meine Berichte bedanken. Ich stecke sehr viel Leidenschaft in diese Texte und ich freue mich sehr über die meist positive Resonanz. Aber auch mir passieren Fehler, ich bin immer dankbar für konstruktives Feedback ! 🙂

Ich wünsche euch nun eine schöne Abschlussfeier, wir werden als Puckgeflüster Team zeitnah eine neue Podcastfolge aufnehmen und euch über die Kaderplanung gewohnt detailliert am Laufen halten. Vom schriftlichen Teil heißt es nun erstmal Sommerpause! 🙂

Bildquellen: City-Press GmbH

2 Gedanken zu „Saisonabschlussbericht

  • Sabine Pempe

    Super geschrieben!
    Nicht zu vergessen, die vielen spannenden Stunden, die wir manchmal nur noch mit Herztroppen ertragen konnten (grins).
    Machen die Jungs das extra so spannend?😊
    Da ich leider nun weit weg von lebe, bin ich sehr froh hier viele Infos und Bilder zu bekommen. Nicht zu vergessen unsere virtuelle Arena bei den Spielen, geführt durch Knuth, können wir Exiler uns dort treffen und alles zum Spiel diskutieren. Euch alles Gute.

    Antwort

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