Spielberichte

Spielbericht: Bremerhaven vs. Eisbären

Die Eisbären verlieren das wichtige Duell um Platz 6 mit 4:6 in Bremerhaven. Es war leider ein weiterer ernüchternder Abend, an dem dieselben unnötigen Fehler ausschlaggebend für die nächste Niederlage waren, wie wir sie leider schon aus der gesamten Saison her kennen. Auch am Morgen danach ist die Enttäuschung groß und kaum in Worte zu fassen. Dennoch versuche ich, das Spielgeschehen in gewohnter Form zu analysieren.

Die Eisbären verkündeten am Nachmittag den unbefristeten Ausfall von Manuel Wiederer und Markus Vikingstad. Dafür kehrte Jonas Müller nach abgesessener Sperre zurück ins Line-up. Les Lancaster agierte wieder als Stürmer und war zunächst Teil der vierten Reihe neben Eder und Leden, die allerdings – zumindest in dieser Konstellation – kaum Eiszeit bekam. Bei den Gastgebern aus Bremerhaven fehlten Urbas, Jensen, Bettahar, Mauermann, Görtz und Gudlevskis. Das sind keine unbedeutenden Ausfälle für eine Mannschaft, die nicht über die Tiefe von Teams wie Mannheim, Köln oder auch Berlin verfügt. Also eigentlich beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abend unserer Eisbären – könnte man meinen.

Doch die Fischtowns starteten der personellen Situation entsprechend abwartend in die Begegnung und überließen den Eisbären die Verantwortung, das Spiel aufzuziehen. Ein cleverer Schachzug, denn an der defensiven Griffigkeit hat sich bei Bremerhaven trotz vieler Gegentore in den letzten Wochen nicht viel geändert. Die Eisbären taten sich enorm schwer, die kompakte neutrale Zone der Gastgeber zu überspielen. Oft musste der Puck tiefgespielt und anschließend mühsam im gegnerischen Drittel zurückerobert werden. Ein wirklicher Spielfluss wollte nicht entstehen, unsere Jungs kamen – wenn überhaupt – nur zu wenigen und meist ungefährlichen Abschlüssen. Dennoch war man die spielbestimmende Mannschaft.

Es folgte ein ganz normaler Zweikampf, einer von vielen an diesem Abend. Was auch immer den Schiedsrichter ausgerechnet in dieser Szene dazu verleitet hat, den Arm zu heben, weiß er vermutlich selbst heute beim Frühstück noch nicht. Dann hätte man vom Prinzip her in nahezu jedem Zweikampf Spieler beider Mannschaften auf die Strafbank schicken müssen. Das soll keine Ausrede für das anschließende, eigenverschuldete Gegentor in Unterzahl sein, aber dennoch ist es jedes Mal ernüchternd, wie viele Schiedsrichter selbst innerhalb eines Spiels keine klare Linie bei der Bewertung solcher Zweikampfsituationen finden.

Dass der Treffer dann aber nach nur wenigen Sekunden fiel, war der erste Akt defensiver Katastrophenstücke „made in Berlin“. Tut mir leid für diese harten Worte, aber anders lässt sich etwas so konstant Wiederkehrendes nicht mehr beschreiben. Es ist einfach ernüchternd und – so ehrlich muss man sein – hat nichts mit den vielen Ausfällen zu tun. Eric Mik und Korbi Geibel sind in Kombination leider kein Sicherheitsfaktor in eigener Unterzahl, das haben die letzten Wochen mehrfach gezeigt. Vor allem gegen Topteams.

Der zweite Gegentreffer folgte sogleich als Akt 2 – und war leider ein altbekanntes Muster aus Spielen in Bremerhaven (und häufig auch in Straubing). Ein Wechsel- oder Stellungsfehler der Eisbären genügt, ein einfacher Pass aus dem eigenen Drittel der Gastgeber an die blaue Linie reicht – und ein Spieler läuft völlig frei auf Hildebrand zu. Und das passiert in einer Häufigkeit, bei der man sich am liebsten nur noch verkriechen möchte. Ähnliche Szenen folgten später in Akt 3 und 4, wobei Akt 5 mein persönlicher „Favorit“ war. Oh man – ich merke schon, dass mich „eine Nacht drüber schlafen“ nicht wirklich beruhigt hat 🥲

Natürlich war an diesem Abend nicht alles schlecht. Aber genau das macht die Sache ja noch ärgerlicher. Es wäre so viel mehr möglich gewesen, und dann stellt man sich defensiv immer wieder selbst ein Bein – das ist kaum noch in Worte zu fassen. Vor allem, weil man es ja dennoch schafft, über weite Strecken 40 Minuten lang kaum etwas zuzulassen. Woher kommen dann diese Aussetzer? Ich kann es euch nicht erklären.

Kommen wir zum positiven Teil des Abends. Den Eisbären gelang es zunehmend, ihr typisches Powerhockey aufzuziehen. Leider verpasste man dabei immer wieder den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss. Mit dem spielerischen Verständnis kann man dennoch zufrieden sein – am Ende des Tages wurde die Partie aber in der Defensive verloren. Vier Tore in Bremerhaven zu erzielen, muss eigentlich gleichbedeutend mit sicheren drei Punkten sein!

Der dreifache Liam Kirk sorgte dafür, dass das Spiel gleich zweimal ausgeglichen wurde. Nach dem 2:2 im Mitteldrittel, in das die Eisbären herausragend gestartet waren, fiel das Kartenhaus jedoch erneut in sich zusammen. Über mehrere Minuten gelang es nicht, einen sauberen Pass aus der eigenen Defensive zu spielen. Die Gastgeber waren dabei immer wieder mit derselben Taktik erfolgreich: Diagonalpässe von rechts nach links in das Eisbärendrittel. Diese Dauerschleife lief nahezu das gesamte Drittel durch – und keiner der Eisbären war in der Lage, sich darauf einzustellen. Die Folge war der verdiente Treffer zum 3:2. Nur dank etwas Scheibenglück mussten die Eisbären nicht einem höheren Rückstand hinterherrennen.

Zum Ende des zweiten Drittels kamen die Eisbären wieder besser ins Spiel, was allerdings auch daran lag, dass die Gastgeber diesen intensiven Spielstil mit der dezimierten Formation nicht dauerhaft hätten durchziehen können. Am Ende war es erneut Liam Kirk, der den Ausgleich erzielte. Der Mann ist derzeit nicht von dieser Welt – umso trauriger, dass man seine Leistungen nicht im Rahmen von Siegen angemessen würdigen kann. Als die Eisbären defensiv dann endlich Zugriff fanden, war es Andy Eder, der einen daraus resultierenden Konter zur ersten und einzigen Führung der Berliner verwertete.

Zu diesem Zeitpunkt schien eigentlich alles nach Plan zu laufen, auch der Start ins letzte Drittel war durchaus ordentlich. Man agierte offensiv weiter agil und war defensiv über weite Strecken kompakt und stabil. Als man dachte, den Bremerhavenern gehe nun langsam die Luft aus, schlugen sie eiskalt zu. Es kam zum Höhepunkt des Dramas – Akt 3: unerklärlich, quasi eine exakte Kopie des zweiten Gegentreffers. Dafür fehlen einem endgültig die Worte.

Wenig später folgte erneut eine Blaupause der Akte 2 und 3, dieses Mal konnte Jake Hildebrand mit etwas Glück den schnellen Rückstand verhindern. Anschließend entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, beide Mannschaften waren bemüht, nicht den entscheidenden Fehler zu machen. Die Eisbären erneut – wie im ersten Drittel – das dominierende Team, allerdings ohne echte Gefahr zu erzeugen.

Als sich eigentlich alle auf eine verdiente Overtime einstellten, spielte Korbi Geibel den Puck unerklärlich ungenau tief. Der Puck kam wie ein Boomerang zurück, die Eisbären befanden sich geschlossen in der Vorwärtsbewegung und wurden erneut eiskalt ausgekontert. Akt 4 – die anbahnende Katastrophe. Als man anschließend völlig überstürzt den Torwart zog, folgte Akt 5: „die Katastrophe“. Lean Bergmann fälschte als letzter Mann einen Schuss von Nino Kinder ins eigene leere Tor ab – der Puck wäre am Tor vorbeigegangen. Eine typisch hyperaktive Aktion von Bergmann, die leider perfekt ins desaströse Bild der defensiven Leistung passt.

Zwar versuchte man danach wirklich alles und hätte durch Liam Kirk durchaus noch zwei Treffer erzielen können. Doch der in dieser Phase überragende Hungerecker sicherte den Gastgebern letztlich den 6. Tabellenplatz. Am Ende muss man feststellen, dass es den Gastgebern gelungen ist, aus ihrer personellen Situation taktisch das Maximum herauszuholen – eine Fähigkeit, die den Eisbären derzeit komplett abhandengekommen ist.

Es war ein sinnbildliches Spiel für diese Saison. Phasenweise starke offensive Ansätze, aber im Abschluss zu inkonsequent. Defensiv über weite Strecken stabil, doch in wenigen, entscheidenden Momenten verliert man komplett den Faden. Ungenauigkeiten im Aufbau, Stellungsfehler in der Defensive und phasenweise dilettantisches Zweikampfverhalten bringen die Gegner immer wieder zurück ins Spiel. Und das lässt sich am Ende des Tages nicht allein mit den vielen Verletzten erklären – hier muss taktisch einfach cleverer agiert werden.

Zum Glück befinden wir uns rund um den Jahreswechsel, was bedeutet, dass die Gelegenheit zur Wiedergutmachung nicht lange auf sich warten lässt. Am Freitag geht es gegen die Löwen Frankfurt, die ebenfalls jeden Punkt dringend benötigen. Nun heißt es: Arschbacken zusammenbeißen und die kommenden Spiele mit voller Konzentration angehen. Mantraartig – leider – das Fazit unter jedem zweiten Spielbericht.

Wir wünschen euch einen guten und sicheren Rutsch ins neue Jahr! Danach folgt auch der Vorbericht auf die nächsten Spiele.

📸: City-press GmbH (Archivbild)

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