Spielbericht: Eisbären vs. Wolfsburg
So schnell kann die besinnliche Weihnachtsstimmung verfliegen. Was soll ich nun machen? Milde walten lassen aufgrund der festlichen Umstände oder vollends ehrlich das „Dargebotene“ analysieren? Ich entscheide mich für die zweite Variante – mit der Bitte um Nachsicht, denn der Spielbericht wird in einem gewohnt emotional aufgeladenen Zustand verfasst!
Schauen wir zunächst sachlich auf die Personalsituation am zweiten Weihnachtsfeiertag. Manuel Wiederer und Matej Leden spielten weiterhin nicht, Informationen über die Gründe liegen uns nicht vor. Jonas Müller wurde bekanntlich für zwei Spiele gesperrt. Warum dies für Unmut in manchen Fangruppen sorgt, kann man nicht wirklich nachvollziehen. Zwar übertreibt der Magenta-Kommentator maßlos, aber eine strafbare Aktion war es allemal. Mit Markus Niemeläinen kehrte dagegen ein weiterer langzeitverletzter Spieler zurück – und haltet euch fest: Er überstand die Partie nach meinen Beobachtungen verletzungsfrei! Man muss die positiven Dinge heute leider etwas sarkastisch betonen. Ich bat bereits um Verständnis und Verzeihung!
Somit agierte man erneut nur mit 3,5 Sturmreihen. Und wenn man den Einsatz einiger Stürmer Revue passieren lässt, waren es faktisch maximal drei Sturmreihen. Darauf kommen wir gleich noch genauer!
Das erste Drittel war noch das spielerisch Beste, was wir an diesem Abend geboten bekamen. Und dabei wollte ich es gedanklich bereits als das schlechteste abspeichern – da wusste ich allerdings noch nicht, wie sich das weitere Spiel entwickeln würde. Nun kann man mit allen Spielern auf allen Eisflächen der Welt Nachsicht haben: Wer möchte schon beim wichtigsten Fest des Jahres aus seinen familiären Feiern gerissen werden? Gemästet von gutem Essen boten vor allem die Grizzlys aus Wolfsburg im ersten Drittel ein wahres Icing-Festival. Es war von beiden Seiten ein träges Spiel mit zahlreichen Ungenauigkeiten und Unzulänglichkeiten, vor allem im Aufbauspiel.
Aus zwei solcher Aufbaufehler resultierten dann auch beide Treffer im ersten Drittel. Zunächst war es Liam Kirk, der einen Aufbaupass der Gäste abfangen konnte und im Zusammenspiel mit Leo Pföderl dank einer Direktabnahme Strahlmeier überwinden konnte. Auf der anderen Seite war es ein Fehler von Niemeläinen, der ansonsten aber ein solides Comeback in einer insgesamt chaotischen Mannschaftsdarbietung feiern konnte.
Bereits zuvor leisteten sich die Eisbären etliche der aus der gesamten Saison bekannten Unzulänglichkeiten im Aufbauspiel. Anstatt den Puck spielerisch einfach oder im Notfall per Icing aus dem eigenen Drittel zu befördern, verzettelt man sich viel zu oft und eröffnet dem Gegner einfache Möglichkeiten, Druck in der Defensivzone aufzubauen. Man macht sich das Leben schlicht unnötig schwer!
Das zweite Drittel begann dann völlig konfus. Beiden Mannschaften gelang es kaum, einen ordentlichen Angriff aufzuziehen. Die Grizzlys wirkten dabei noch etwas strukturierter und hatten die besseren Gelegenheiten. Die Eisbären fielen nur noch durch Einzelaktionen auf – kein Zusammenspiel war mehr zu erkennen! Das ist umso erschreckender, da es gegen keinen übermächtigen Gegner ging. Wolfsburg muss gerade in so einer Phase geschlagen werden. Bei den letzten Spielen gegen die Top 3 mag das anders ausgesehen haben, aber heute durfte und musste man deutlich mehr erwarten!
Eine kleine Steigerung bekamen wir dann tatsächlich nach dem zweiten Powerbreak zu sehen. Ein Hauch von Forecheck war erkennbar, und ohne großes Hexenwerk erspielte man sich einige Druckphasen. Alles nicht berauschend, aber immerhin. Daraus resultierte das vermeintliche 2:1, das jedoch zurecht wegen Torhüterbehinderung nicht gegeben wurde. Anschließend versuchte man weiter Druck aufzubauen, stellte sich dabei jedoch zu ungeschickt an.
Einen sehr vielversprechenden Konter verdaddelte dann Lean Bergmann. Mögen wir ihn für seine emotionalen Spiele gegen Mannheim lieben – aber was liefert er sonst? Leider ist er einer von vielen Spielern, die derzeit deutlich unter Wert spielen. Oder ist hier vielleicht auch der Zenit der Leistungsgrenze erreicht? Ich möchte mich nicht zu sehr auf ihn einschießen, denn bis auf wenige Ausnahmen rufen momentan sehr wenige Eisbären ihr volles Leistungspotenzial ab!
Nach dem zweiten Gegentreffer hätte man eigentlich eine Reaktion erwarten dürfen. Was bekam man stattdessen? Ein inspirationsloses Überzahlspiel und einen Verwaltungsmodus, bei dem man sich fragte, was hier eigentlich verwaltet wird. Und ja, beim Powerplay werden einige anmerken, dass mit Jonas Müller wieder ein Dreh- und Angelpunkt fehlte. Aber es geht doch auch um Einsatz, um Willen, darum, etwas erzwingen zu wollen! Davon war leider rein gar nichts zu erkennen.
In den letzten Minuten versuchte man zumindest noch ansatzweise, den Ausgleich zu erzielen. Aber auch das wirkte wie im gesamten Spiel: ein Weiterreichen von Verantwortung mit jedem Pass. Man darf nur hoffen, dass es am Sonntag gegen Nürnberg eine Reaktion gibt – sonst ist ein weiteres Abrutschen in der Tabelle vorprogrammiert!
Habt dennoch bis dahin eine schöne Zeit und genießt die letzten weihnachtlichen Momente! 🙏😮💨
📸: City-press GmbH
