Spielberichte

Spielbericht: Ingolstadt vs. Eisbären

Sowohl während als auch nach dem Spiel gehen einem so viele Dinge durch den Kopf, dass es nicht leicht fällt, diese Begegnung zu analysieren. Gestern Abend direkt nach dem Spiel wäre ein Bericht daher nicht zielführend gewesen. So sitze ich nun kränkelnd, befreit von der eigentlichen Arbeit, vor meinem Laptop und versuche meine Gedanken zu sortieren. Ich hoffe, es gelingt mir!

Fangen wir mit den mittlerweile fast obligatorischen Hiobsbotschaften an: Mit Ty Ronning fällt erneut ein Leistungsträger für einen längeren Zeitraum aus. „Mehrere Wochen“ scheint inzwischen die bevorzugte Kommunikationsweise zu sein – vermutlich, um es weniger dramatisch klingen zu lassen. Realistisch betrachtet bedeutet das aber 1–2 Monate. Das Ergebnis bleibt dasselbe und macht die Sache im Line-up nicht einfacher.

Gegen Straubing konnte man diesen Ausfall noch kompensieren, gestern Abend gestaltete sich die Ausgangslage jedoch deutlich komplexer. Ja, die Straubinger waren Tabellenführer – aber auf dem Eis sah man davon wenig. Das lag natürlich auch am Berliner Auftritt, aber gestern konnte man eindrucksvoll beobachten, was eine echte Spitzenmannschaft ausmacht. Und das ist kein Vorwurf an unsere Jungs – wie soll das funktionieren mit sieben dauerhaft fehlenden Leistungsträgern?

Man muss neidlos anerkennen, dass die Ingolstädter aktuell das effektivste Eishockey der Penny DEL spielen. Eine Niederlage gegen dieses Team ist kein Beinbruch. Dennoch sah man im letzten Drittel, was möglich gewesen wäre, wenn man auch in den ersten beiden Abschnitten fokussierter agiert hätte. Das hängt aber immer auch vom Gegner ab, der seine Kräfte einteilen kann und mit einer 3:0-Führung im Rücken im Schlussdrittel nicht mehr mit letzter Konsequenz spielen muss. Trotzdem gab es auch in den ersten beiden Dritteln Ansätze, die positiv stimmen – aber genauso viele Fehler, die diese Hoffnung sofort wieder eindämmen.

Im Prinzip ein Spiegelbild der bisherigen Saison. Dennoch hielt man die Panther eigentlich gut in Schach. Die wirkliche Gefahr ging von den überfallartigen Kontern der Gastgeber aus, die wir mit viel Leidenschaft und manchmal auch etwas Glück entschärfen konnten. Das Hauptproblem waren die vielen leichten Abspielfehler – kurze Pässe, Pässe an die Bande, die viel zu einfach abgefangen wurden. So brachte man sich immer wieder selbst in gefährliche Situationen und machte es den Panthern viel zu leicht.

Paradebeispiele: die ersten beiden Gegentore. Beim ersten verlor Yannick Veilleux den Puck völlig ohne Not im eigenen Drittel. Beim zweiten unterlief dem sonst überragenden Mitch Reinke ein ärgerlicher Passfehler in der offensiven Zone – eigentlich in einer Phase, in der wir gerade ordentlich Druck aufgebaut hatten und ein Ausgleich nicht unverdient gewesen wäre. Dass bei beiden Treffern auch Jonas Stettmer seinen Anteil hat, weiß er selbst. Es ist bitter für ihn, denn diese erneute Gelegenheit, sich zu präsentieren, konnte er am Ende nicht nutzen. Auch wenn er viele Situationen stark löste, wirkte er insgesamt verunsichert.

Das dritte Gegentor kennt man gefühlt schon aus dieser Saison: Eine harmlose Situation, die Gastgeber wechseln, Krauß hat eigentlich nur die Optionen „tief spielen“ oder „1-gegen-1 gehen“. Er entscheidet sich für letzteres. Lancaster wird zur Slalomstange und der Abpraller nicht geklärt. Milchbubenhafte Verteidigung – und das war nicht das erste Mal diese Saison. Es richtet sich daher nicht nur gegen die beiden Verteidiger auf dem Eis, sondern ist ein strukturelles Thema.

Wenn dann zusätzlich vorne die Durchsetzungskraft fehlt, liegt man schnell 0:3 hinten. Und aufgrund der vielen Kontermöglichkeiten hätte es sogar höher stehen können – verdient wäre das allerdings nicht gewesen, denn so schlecht war der Auftritt nicht. Aber alles, was bei Ingolstadt leicht wirkte, mussten wir uns hart erarbeiten. Unser Offensivspiel war gestern im Vergleich: zu langsam, zu träge, zu kompliziert, zu fehlerhaft und letztlich zu harmlos. Erst im letzten Drittel wirkte das Ganze harmonischer. Sehr positiv hervorzuheben sind jedoch unsere Special Teams: Zwar fiel kein Powerplaytreffer, trotzdem sah es flüssig und phasenweise gefährlich aus. Und unser Unterzahlspiel ist derzeit herausragend – gegen zwei der stärksten Offensiven der Liga ohne Gegentor zu bleiben, ist definitiv ein Lichtblick!

Ich möchte das Spiel aber nicht zu schwarz sehen. Ingolstadt spielt derzeit in einer eigenen Liga und hat schon mehrere Teams alt aussehen lassen. Es ist nur frustrierend, wie die Gegentore entstanden sind – da wäre eindeutig mehr möglich gewesen. Dennoch bildet diese Niederlage keinen Beinbruch. Serge Aubin sagte es passend: Wir müssen jetzt Punkte sammeln, wo es geht, und auf die Rückkehr wichtiger Spieler hoffen.

Bereits morgen Abend haben die Eisbären in Wolfsburg die Gelegenheit, wieder zu punkten. Für beide Spiele folgt der Vorbericht von Felix. Wir wünschen euch bis dahin eine stressarme Zeit!

📸: City-press GmbH

Schreibe einen Kommentar