Spielbericht: Eisbären vs. München
Ich habe mich bewusst entschieden, den Spielbericht zur gestrigen Partie – wie in alten Zeiten – erst am Morgen danach zu verfassen. Direkt nach und während des Spiels war die Enttäuschung zu groß, sodass dieser Bericht wohl deutlich zu kritisch ausgefallen wäre. Die Eisbären verloren insgesamt verdient mit 3:1. Wie man dieses Spiel einordnen und welche Lehren man daraus ziehen kann, gilt es nun in gewohnter Form zu analysieren!
Die Eisbären starteten mit unverändertem Line-up – unter anderem erneut mit Manuel Wiederer als Verteidiger. Im Umkehrschluss bedeutete das, dass Matej Leden als fester Center der vierten Reihe neben Veilleux und Hördler aufgeboten war. Auch in der ersten Reihe gab es keine Veränderung: Liam Kirk spielte weiterhin neben Ronning und Tiffels. Leo Pföderl somit wieder an der Seite von Byron und Noebels. Und an der derzeit am harmonischsten agierenden Formation um Vikingstad, Eder und Bergmann wurde erfreulicherweise ebenfalls nichts geändert.
Den besseren Start in die Begegnung hatten eindeutig unsere Gäste aus München. Angriff um Angriff rollte auf die Berliner Defensive zu, zunächst jedoch ohne zwingende Abschlüsse. Es war zu diesem Zeitpunkt eher eine optische Überlegenheit, die mit zunehmender Spielzeit aber auf beiden Seiten zu gefährlichen Chancen führte. Zuerst hatten die Münchner einige hochkarätige Gelegenheiten aus dem Slot, doch auch die Eisbären waren keineswegs chancenlos – scheiterten aber entweder am letzten Pass oder an halbherzigen Abschlüssen.
Ich möchte festhalten, dass wir genügend Chancen gehabt hätten, dieses Spiel zu gewinnen. Doch es fehlte über weite Strecken an Leidenschaft, an dem unbedingten Willen, diese Partie unbedingt für sich zu entscheiden. Hinzu kamen mehrere Phasen, in denen unser Abwehrverhalten – gelinde gesagt – katastrophal war. Man sah in vielen Szenen, dass die Jungs viel zu verkopft agierten: langsame Reaktionen, zögerliche Entscheidungen, verlorene Zweikämpfe, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Und vor allem die neutrale Zone war phasenweise ein einziges „Bällebad“ für München – man konnte sich dort nach Belieben bewegen.
In solchen Momenten hatten wir schlicht Glück, dass München erneut nicht die individuelle Qualität besitzt, um aus ihren Chancen noch mehr Kapital zu schlagen. Ein Auftritt wie gestern gegen Straubing oder Ingolstadt – und das Spiel wäre richtig böse ausgegangen. Doch genau hier liegt die Chance: Diese Schwachpunkte können nun aufgearbeitet werden, um eine Blamage am Sonntag und Mittwoch zu vermeiden.
Was mir allerdings Sorgen bereitet: Schon gegen Nürnberg und Frankfurt sah es kaum besser aus – trotz fünf eingefahrener Punkte. Man durfte einfach mehr erwarten, nachdem man öffentlich kommuniziert hatte, wieder das typische Eisbären-Powerhockey auf das Eis bringen zu können. Davon sind wir aktuell leider meilenweit entfernt.
Und ihr kennt mich – ich versuche immer, die Dinge wohlwollend und positiv einzuordnen. Wir wissen alle, wie stark schon kleinste Nuancen die Spielweise eines Teams beeinflussen können. Es ist ein hochkomplexes System, das wir Außenstehenden nie zu 100 % durchblicken können. Am Ende bleiben es Vermutungen – in meinem Fall basierend auf 15 Jahren Eisbärenerfahrung. Und mein Bauchgefühl, das meistens ganz gut funktioniert, bereitet mir derzeit große Sorgen. Aber ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt – und das ist Serge Aubin definitiv auch nicht.
Gleichzeitig hat es auch etwas Faszinierendes, dass wir wieder eine schwierige Saison erleben – eine, in der es noch nicht so richtig läuft, in der man aber auch nicht fürchten muss, in echte Abstiegsnot zu geraten. Und wir dürfen nicht vergessen, welche Verletzungsseuche uns in diesem Jahr getroffen hat. Das geht an keiner Mannschaft spurlos vorbei.
Vielleicht erklärt genau das auch diese zaghaften Auftritte – trotz vermeintlich „voller Tanks“. Im Hinterkopf spielt die Angst vor weiteren Verletzungen sicher eine Rolle. Unbewusst kann das zu diesen verzögerten Reaktionen führen. Die Jungs müssen wieder Freude an ihrem Spiel entwickeln. Und phasenweise blitzte dieser Spielwitz sogar auf – aber leider ohne die nötige Zielstrebigkeit im Abschluss. Diese positiven Momente waren zu selten und verschwanden so schnell, wie sie kamen. Stattdessen musste man sich wieder zahlreiche Ungenauigkeiten im Aufbauspiel ansehen. Aber wir wollten ja positiv bleiben! 😉
Den weiteren Spielverlauf muss ich nicht detailreich beschreiben. München hatte verhältnismäßig leichtes Spiel und wirkte strukturierter, mit klarerem Matchplan – ohne selbst wirklich überzeugend zu sein. Zwar gelang den Eisbären im Mittelabschnitt der Ausgleich, doch prompt rutschte ein harmlos wirkender Schuss am ansonsten stabilen Hildebrand vorbei. Es sollte einfach nicht sein.
Nun heißt es für das Trainergespann, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Man könnte zum Beispiel überlegen, Pföderl und Kirk zu tauschen – das könnte durchaus etwas bewirken, muss es aber nicht. Nur ein Gedanke eines ahnungslosen Außenstehenden. In diesem Sinne genießen wir unser Wochenende und lassen die „Innenstehenden“ ihre Arbeit machen! 😉
📸: City-press GmbH
