RegelRick

Regelrick klärt auf!: Szene in München, korrektes Tor oder nicht?

Das Regelwerk im Eishockey liefert immer wieder neue Facetten und Details, die vielen Fans dieses schönen Sports gar nicht bekannt sind. Solche regeltechnischen Besonderheiten sollen in diesem Rahmen an stattgefundenen Beispielen dargelegt und erklärt werden.

Heute befasse ich mich mit dem Treffer zum 2:2 der Fischtown Pinguins Bremerhaven am 2. Spieltag gegen den EHC Red Bull München.

Es läuft die 41. Spielminute (Magenta Aufzeichnung: 2:00:00), als sich München im Angriff befindet. In der neutralen Zone erhält Veit Oswald einen Stockschlag von Andy Miele, aber bleibt in Puckbesitz. Die Strafe wird durch die Hauptschiedsrichter Aleksander Polaczek sofort angezeigt. 

Oswald setzt seine Angriffsbemühungen fort, wird von Vladimir Eminger unter Druck gesetzt und versucht aus der Rundung einen Pass in den Slot zu spielen. Der Bremerhavener Verteidiger kann den Pass abfälschen, sodass der Puck Richtung Münchner Tor rutscht, das Mathias Niederberger mittlerweile zu Gunsten eines 6. Feldspielers verlassen hat. Der Puck geht ins verwaiste Tor und Hauptschiedsrichter Lukas Kohlmüller zeigt ein gutes Tor an.

Der Kapitän der bayrischen Landeshauptstädter beschwert sich direkt bei den Unparteiischen. Diese gehen in gemeinsame Beratung und entschließen sich schließlich das Tor zu geben und im gleichen Moment die angezeigte Strafe gegen Miele auszusprechen.

Schauen wir uns die regeltechnischen Grundlagen an. Da es sich um die erste Regelkolumne der Saison 2025/2026 handelt, folgt zu Beginn der Hinweis, dass sich die DEL beim Regelwerk fast zu 100% an der IIHF orientiert. Das Regelbuch steht somit nur in englischer Sprache zur Verfügung, wird aber natürlich so gut wie möglich von mir übersetzt.

Für diese Szene relevant ist die Regel 78.5 „Disallowed Goals“, die sich mit Situationen befasst, in denen erzielte Tore irregulär und abzuerkennen sind. In Absatz XI. ist folgendes zu lesen:

„During the delayed calling of a penalty, the offending Team cannot score unless the non-offending Team shoots the puck into their own net. This shall mean that a deflection off an offending Player or any physical action by an offending Player that may cause the puck to enter the non-offending Team’s goal, shall not be considered a legal goal. Play shall be stopped before the puck enters the net (whenever possible) and the signaled penalty assessed to the offending Team“

Frei übersetzt steht hier:


„Während einer angezeigten Strafe kann das zu bestrafende Team kein Tor erzielen, außer das nicht-bestrafte Team hat den Puck eigenständig ins eigene Tor geschossen. Das bedeutet, dass das Abfälschen des Pucks durch einen Spieler der zu bestrafenden Mannschaft oder irgendeine körperliche Aktion eines solchen Spielers nicht zu einem Tor für die zu bestrafende Mannschaft führen kann. Das Spiel sollte unterbrochen werden, bevor der Puck die Torlinie überquert (sofern möglich) und die angezeigte Strafe wird ausgesprochen.“

Es gibt hier also einen relevanten Unterschied im Regelwerk bezüglich des Erzielens eines Tores, in dem nur der Puckkontakt des zu bestrafenden Teams ausreicht und bezüglich der Spielunterbrechung zum Aussprechen der Strafe. In dem Fall ist es nötig, dass die Mannschaft, gegen die die Strafe ausgesprochen wurde, Puckkontrolle hat. Dieser Fall zeigt erneut wie komplex das Regelwerk im Eishockey ist.

Zur abschließenden Bewertung der Szene fange ich mit dem positiven Aspekt an. Das Aussprechen der Strafe war in jedem Fall korrekt!

Leider handelt es sich bei der Entscheidung des guten Tores zum 2:2 um eine Fehlentscheidung, die auch spielentscheidend war. Der Ausgleich war somit irregulär.

Der Videobeweis kann in dieser Situation ebenfalls nicht zum Einsatz kommen, da er für diese Art von Überprüfung nicht vorgesehen ist.

Mittlerweile gibt es auch schon ein offizielles Statement der Liga: „Bei der Partie des zweiten Spieltags zwischen dem

EHC Red Bull München und den Fischtown Pinguins Bremerhaven (3:4) in der Deutschen Eishockey Liga

(PENNY DEL) am Sonntag wurde der Treffer zum 2:2 fälschlicherweise gegeben. Bei einer angezeigten Strafe gegen Bremerhaven hatte München den Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Tor genommen. Dabei landete ein Rückpass der Gastgeber im leeren eigenen Tor, der Treffer wurde gegeben und anschließend die angezeigte Strafe gegen Andy Miele ausgesprochen.

Da der Bremerhavener Spieler Vladimir Eminger den Pass der Münchner abgefälscht hatte, hätte der Treffer nach Regel 78.5 Abschnitt XI des DEL-Regelbuchs auf Basis des Rulebooks des Internationalen Eishockey-Verbandes (IIHF) nicht zählen dürfen. „Nach Ansicht der Videobilder war es eine falsche Tatsachenentscheidung“, erklärt Lars Brüggemann, Leiter Schiedsrichterwesen der PENNY DEL. Ein Protestgrund für eine mögliche Spielwertung liegt nicht vor.“

📸: City-press GmbH

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